1. Magische Begegnung 1


    Datum: 09.01.2019, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    ... Bild verarbeitet wird, wie es wirkt, darüber entscheidet das Hirn und damit die ganze Mischung aus persönlichen Erfahrungen und gespeicherten bewussten und unbewussten Gedanken und Empfindungen. Was man sieht, dass scheint das zu sein wofür man es hält. Und das kann von Mensch zu Mensch recht unterschiedlich sein, aber man kann es ausnutzen.β€œ
    
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    Gut gelernt, Herr Werbepsychologe. Genau dort will ich anknüpfen. Ich will es hervor holen, was unbewusst in uns steckt. Ich stelle mir zum Beispiel die Frage, was ist der Mensch und was will er scheinen? β€œ
    
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    Und wie willst du die Antwort darauf finden?β€œ
    
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    Ich habe mir ein paar Versuche dazu ausgedacht. Und ich will sie in Bildern umsetzen. Der Betrachter soll die Antwort für sich selbst finden.β€œ
    
    Ich sah sie fragend an.
    
    Sie erklärte: β€žWir umgeben uns mit Dingen, die unseren Status, die Zugehörigkeit oder Neigungen ausdrücken. Wie wir wohnen, uns kleiden und was wir HABEN ist wichtig. Nehmen wir nur einmal die Kleidung: Mit seiner Arbeitskleidung zum Beispiel wird ein Mann zum Dachdecker, ein anderer mit seiner Uniform zum Soldat und ein dritter mit seinem teuren Designer Anzug zum Manager. Am weißen Kittel erkennt man die Krankenschwester oder am Nerz die High-Societyfrau. Nimmt man ihnen ihre Kleider, was bleibt dann übrig? Der einfache nackte Mensch. Was ist er dann noch in den Augen der Anderen?
    
    Sind wir tatsächlich das, was wir haben? Oder sind wir doch etwas ganz anderes, das sich der gesellschaftlichen ...
    ... Konventionen wegen mit Haben und Schein umgibt. Wer oder was macht uns also zu dem was wir sind?β€œ fragte sie, ihre Worte mit deutlichen Handbewegungen unterstreichend. Dann fuhr sie nachdenklich fort: β€ž
    
    Ich glaube, dass die Augen viel verraten. Mit ihnen erblicken wir die Welt, mit ihnen sehen uns die Anderen, in ihnen spiegelt sich die Seele. Sie sind unser wichtigstes Sinnesorgan. Deshalb ist es dem Menschen auch so wichtig, sich ins rechte Licht zu rücken. Wir wollen, dass die Anderen uns so sehen, wie wir es gern hätten, so wie sie es sollen. Doch wenn man genau hinsieht, tief in die Augen, dann sieht man mehr. Das spielt auch bei meinen Fotoarbeiten eine große Rolle.β€œ
    
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit ihrem Monolog fort:
    
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    Welche Funktion hat Kleidung also? Sie grenzt ab, zeigt wer wir sein wollen oder welchen Status wir haben.β€œ
    
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    Nicht nurβ€œ, wandte ich ein, β€žsie schützt den Körper auch vor der Umwelt, vor Verletzungen, sie kann wärmen, uns wohlfühlen lassen und die Stellen bedecken, die wir in der Öffentlichkeit nicht zeigen wollen oder sollen.β€œ
    
    β€ž
    
    Ja, die anerzogene Scham.β€œ lächelte sie nachdenklich. β€žDas ist ganz praktisch, weil man damit auch die kleinen Makel des Körpers verdecken kann, oder aufwerten, was einem selbst zu klein geraten scheint. Du siehst, es geht in der Hauptsache um Haben und Scheinen. Man will zeigen was man hat und scheinen, was man sein möchte.β€œ
    
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    Kleider machen Leute, das ist lange schon bekannt.β€œ
    
    β€ž
    
    Und was ...