Teil 02 - Simon
Datum: 18.01.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: bythomasbirne
... ganzen Distrikt vögeln musste. Wir haben unterschiedliche Mütter. Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, war ich 15, hat sie dir das nie erzählt?"
„Es hat mich nicht interessiert. Ich hab sie nie nach ihrer Familie gefragt und auch nie nach dir. Ich sehe, wie andere Leute sind, warum sie so geworden sind, brauche ich nicht zu wissen. So viel also zum Thema Empfindsamkeit."
Tara zuckt mit den Schultern. „Ich habe nicht gesagt, dass sie recht hatte. Ich persönlich finde dich eher abstoßend. Du glaubst, du wärst irgendwas Besonderes, so eine Art unverstandener Künstler, den die Welt in den Abgrund getrieben hat, oder so. Scheiße, du bist einfach nur ein Drogendealer, an dir ist nichts Außergewöhnliches. Alexa hat wohl geglaubt, deine Gedanken wären größer als die anderer Leute, weil du dich einfach mehr darüber beschwerst. Die meisten Menschen fühlen sich vom Leben gefickt, und manche von denen nehmen sich eine Hure, weil sie jemanden brauchen, der ihnen sagt, dass sie recht haben. Wenn man es so betrachtet, war meine Schwester also deine Hure."
Damit hat sie nicht völlig Unrecht, allerdings begreift sie nicht im Geringsten, was Alexa und mich verbunden hat. Wir haben beide unseren vollkommen unreifen Hass auf die Welt und das Leben im Allgemeinen gebraucht, um innerlich aufzublühen, und auch wenn der meine sehr viel destruktiverer Natur war als Alexas, haben wir doch beide das gleiche galligsüße Verständnis von Glück gehabt. Trotzdem macht Taras Zorn und ihr ...
... mit ganzer Seele empfundener Wunsch, mir meine eigene Abartigkeit vor Augen zu führen, sie für mich deutlich sympathischer als sie es noch vor einer Minute war. Es erinnert mich irgendwie an Alexa.
Ich lehne mich zurück und nehme mir selbst ein Stück von der längst erkalteten Taube. Oder ist es doch ein Huhn? Vielleicht ein Huhn mit irgendeiner seltsamen Stoffwechselstörung? Es schmeckt jedenfalls gar nicht übel.
„Ich könnte dir jetzt sagen, dass das alles Bullshit ist", bringe ich mit vollem Mund heraus. „Dann würdest du mir sagen, dass ich zu selbstmitleidig bin, um mir meiner eigenen Natur bewusst zu werden, oder so, und dann könnten wir ewig darüber streiten. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es einen bestimmten Punkt gibt, auf den du hinauswillst."
Tara schüttelt den Kopf. „Ich würde nie so einen geschwollenen Scheiß reden wie du. 'Sich seiner eigenen Natur bewusst werden...'. Aber sonst stimmt es schon. Wenn du also sagst, dass dir Alexa was bedeutet hat, dann hilf mir dabei, ihr Gerechtigkeit zu verschaffen."
Ich muss mich mit ganzer Kraft auf das Fleisch in meinem Mund konzentrieren, um nicht laut loszuprusten. Wer redet jetzt geschwollenen Scheiß?
„Ich nehme an, du bist dir bereits der Tatsache bewusst, dass deine Schwester von Gerechtigkeit nicht profitieren wird", sage ich vorsichtig.
„Sie hätte es gewollt", erwidert Tara und begegnet meinem Blick mit gleißendem Zorn in ihren Augen.
Abermals verspüre ich den Wunsch zu lachen, doch aus ...