1. Teil 02 - Simon


    Datum: 18.01.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bythomasbirne

    ... Gesichtes schlagen. Ich weiche ihr nicht aus und als sie meine Nase mit einer Kraft trifft, die ich Tara gar nicht zugetraut hätte, als ich spüre, wie warmes Blut über meine Oberlippe läuft, fühle ich mich seltsam gelöst und entspannt. Der Abend entwickelt sich in eine nicht uninteressante Richtung.
    
    Ich reiße mir ein paar Blätter von der Rolle Toilettenpapier ab, die als Serviettenersatz auf der Theke steht und drücke sie unter meine heftig blutende Nase. Dann nehme ich die in Papier eingewickelte Taube und werfe sie Tara zu.
    
    „Für die kleine Fressattacke zwischendurch", sage ich. „Lass mir ein bisschen was übrig, wenn sich das einrichten lässt."
    
    Sie schaut mich an, als hätte ich den Verstand verloren, während sie die Taube wie eine giftige Kröte in beiden Händen hält. Während Alexa ein wirklich hübsches Mädchen war, ist ihre Schwester geradezu eine Pandora mit dem Gesicht eines Engels, wie sie man sie bisweilen in manchen verkitschten Manga-Comics findet.
    
    Sie ist einen halben Kopf kleiner als die hagere, fast anorektisch aussehende Alexa, wirkt dadurch aber nur umso unschuldiger und beschützenswerter. Unter ihrem ausgeblichenen Top zeichnen sich feste Brüste ab, die erstaunlich groß für ihren zierlichen Körper sind und sich bei jedem ihrer Atemzüge heben und senken. Die vollen Lippen hat sie in diesem Moment vor Wut zusammengepresst, was ich bei ihr so anziehend finde, dass ich mit dem Gedanken spiele, etwas noch Verletzenderes zu ihr zu sagen. Vage empfundene ...
    ... Schuldgefühle Alexa gegenüber hindern mich dann jedoch daran und ich setze mich Tara gegenüber auf das Sofa.
    
    Trotz ihres beeindruckenden Äußeren, mit dem sie sicherlich problemlos den Satan selbst verführen könnte, ist sie die langweiligere, gewöhnlichere und weniger kluge der beiden Schwestern. Keine Ahnung, was Alexa an ihr gefunden hat, vielleicht hat sie gehofft, Taras Schönheit würde auf sie abfärben, vielleicht waren es auch nur diffuse familäre Gefühle, die beide Frauen aneinander gebunden haben. Es wäre mir deutlich lieber gewesen, wenn Tara an Alexas Stelle gestorben wäre und normalerweise hätte ich diesen Gedanken auch ausgesprochen, doch irgendwie habe ich das Gefühl, die Verantwortung für Tara geerbt zu haben, deshalb versuche ich sie wie einen Freund zu behandeln.
    
    „Ich nehme an, du hast dich mit dem Schlüssel deiner Schwester reingelassen", sage ich. Sie schaut mich misstrauisch an, doch ich hebe abwehrend die Hände, wobei mir das blutige Toilettenpapier auf den Schoß fällt. „Ist okay. Behalt ihn ruhig. Sag aber das nächste Mal Bescheid, bevor du mein Gras klaust, sonst passiert hier noch ein Unfall."
    
    Sie legt den zu Ende gerauchten Joint zur Seite, zeigt aber ansonsten keine Reaktion. Unter ihrem wütenden Blick nehme ich mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und setze dann mich wieder zu Tara aufs Sofa. „Ich dachte, du würdest zu Beerdigung kommen", sagt sie irgendwann. „Nicht dass es mich gefreut hätte, dich dort zu sehen, aber ich dachte sie hätte ...
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