1. Die Italienreise - Teil 2


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: alexboleyn

    ... denn eine weiße. Tatsächlich war das Haus alt und aus grauen, behauenen Feldsteinen gebaut. In der Dunkelheit konnte ich es kaum richtig erkennen. Erst später, als es hell wurde, konnte ich seine einfache, geometrische Schönheit würdigen und die Art, wie es sich in die Landschaft einfügte.
    
    Vorerst stiegen Robert und Tanja aus und ich saß in der geöffneten Autotür und rieb mir die Augen. Ich war total müde.
    
    Ich möchte nicht wissen, wie Robert sich gefühlt hat. Er war ja die ganze Zeit gefahren.
    
    Tanja verschwand als erste im Haus.
    
    Ich fürchte, sie war immer noch wütend.
    
    Und Robert konnte nicht widerstehen: Er kam zu mir und gab mir einen Kuß. „Wir sind da“, sagte er überflüssigerweise. „Müde?“
    
    „
    
    Mm - mm“, machte ich. „Vielen Dank fürs Fahren!“
    
    „
    
    Vielen Dank für - alles
    
    Mögliche!“ Er grinste und gab mir einen liebevollen Stups auf die Nase.
    
    „
    
    Schau nach Tanja“, sagte ich. Und als seine Augen immer noch so schelmisch blitzten: „Robert -
    
    bitte!
    
    “
    
    „
    
    Mach ich doch, Engelchen“, sagte er brav. Aber seine Augen blitzten immer noch. Er schien mit der allgemeinen Lage ziemlich zufrieden zu sein. Ich fragte mich, wie jemand so blind sein konnte.
    
    Rückblickend komme ich mir erschreckend naiv vor.
    
    Wir luden das Gepäck aus und Robert zeigte mir mein Zimmer.
    
    Richtig: Ich hatte ein eigenes Zimmer. Ich schlief nicht mit den beiden in einem Bett, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte.
    
    Ich wußte genau, wieso sie mich nicht dazu ...
    ... einluden und fand die Entscheidung völlig richtig.
    
    Trotzdem war ich enttäuscht.
    
    Mein Zimmer hatte zwei kleine, altertümliche Fenster mit hölzernen Läden, einen dunkelrot gefliesten und ziemlich unebenen Fußboden, weiße Wände und eine Holzdecke, die fast schwarz war vor Alter und deren Balken aus rohbehauenen Baumstämmen bestanden.
    
    In dem Zimmer standen ein großes Bett und eine alte Kommode, deren Holz fast ebenso schwarz war, wie die Decke. Das wars dann auch schon. Ich schätze, Anhänger von modernem Komfort hätte der Schlag getroffen.
    
    Ich fand es auf Anhieb cool.
    
    Ich war müde genug, um nach einem kurzen Abstecher ins Bad sofort im Bett zu verschwinden. Die Nacht war warm genug, daß ich weder eine Decke noch ein Nachthemd brauchte.
    
    Eine Weile hörte ich noch Robert und Tanja im Haus rumoren und dann ihre Stimmen. Was sie besprachen, weiß ich nicht, aber zumindest klang es nicht nach einem Streit. Ich hoffte, daß die Dinge in Ordnung kamen.
    
    Als ich erwachte, war es früher Nachmittag. Hinter den Fensterläden sah ich Sonnenlicht.
    
    Im Haus war noch alles still.
    
    Ich öffnete die Fensterläden und der Ausblick verschlug mir den Atem. Unter dem blauen Himmel war die wellige Landschaft hingegossen, gesprenkelt mit graugrünen Olivenhainen, grünen Weinbergen, sonnenverbrannten, wachholderbestandenen Wiesen und kleinen Wäldchen, bis sie in mehreren Kilometern Entfernung zu einem flachen Tal hin abfiel. Auf der anderen Seite sah ich die Ortschaft liegen: Niedrige, helle ...
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