1. Die Italienreise - Teil 2


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: alexboleyn

    ... Gebäude mit roten Ziegeldächern, die sich an den Hang schmiegten, als ob sie dort gewachsen seien. Ich glaube, ich habe nie etwas Schöneres gesehen.
    
    Links neben mir bewegte sich etwas an der Mauer.
    
    Eine grüne und rote Eidechse turnte mit ruckartigen Bewegungen auf den verwitterten Steinen des alten Mauerwerks entlang. Unten vor dem Haus und im Garten sah ich noch mehr Eidechsen in der Sonne herumjagen. Ich schätze, man merkt, daß ich ein Stadtkind bin: Mir blieb der Mund offenstehen. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
    
    Wenn ich den Kopf aus dem Fenster steckte, fühlte ich, wie heiß es draußen war. Oder vielleicht sollte ich eher sagen: Ich fühlte, wie kühl es drinnen blieb, hinter den dicken alten Mauern. Eine Klimaanlage war nicht nötig.
    
    In dem Moment ist mir zu ersten Mal richtig klar geworden, wie billig man die dünnen Betonwände des Hauses hochgezogen hat, in dem ich groß geworden bin.
    
    Nachdem ich meine Sachen ausgepackt und in der Kommode untergebracht hatte, zog ich mir etwas über und ging hinaus, um diesen märchenhaften Garten zu erkunden.
    
    Die Eidechsen verschwanden wie von Zauberhand, wenn ich in ihre Nähe kam.
    
    Das Haus war ungewohnt mit seinen trutzigen, verwitterten Mauern und den winzigen Fenstern. Aber ich liebte seine klaren Proportionen und das rote Ziegeldach.
    
    An einer Seite gab es eine geflieste Terrasse, die neu aussah und wahrscheinlich von Robert und Tanja hinzugefügt worden war.
    
    Ich fand ja nicht, daß sie gut zu dem Haus ...
    ... paßte. Sie war einfach zu perfekt und zu modern. Aber sie wurde durch einen riesigen alten Weinstock beschattet und ich muß zugeben, daß sie wie geschaffen dafür war, dort zu sitzen, ein Glas Wein zu trinken und den Ausblick über die wundervolle Hügellandschaft zu genießen.
    
    Die Terrasse hatte einen einen unmittelbaren Zugang zur Küche. Und der bestand dann aus dem Torbogen, den ich gestern abend vermißt hatte. Ich war endgültig mit dem Haus versöhnt.
    
    Drinnen regte sich noch immer nichts.
    
    Also ging ich in die Küche und überlegte, ob ich schon einmal Frühstück machen könnte. Aber den Gedanken mußte ich gleich wieder verwerfen: Wir waren ja gerade erst angekommen und es war praktisch nichts da.
    
    Ich durchsuchte die Schränke und fand immerhin den Kaffee. Als ich ihn aufgebrüht hatte, roch er unglaublich verführerisch und schmeckte sogar noch besser. Überhaupt nicht so sauer, wie ich ihn von zuhause kannte.
    
    Ihr merkt schon: Ich wurde ziemlich schnell ein echter Italienfan auf dieser Reise.
    
    Schließlich hörte ich Stimmen aus dem Schlafzimmer.
    
    Ich nahm meinen Mut zusammen und ging mit zwei Bechern Kaffee nach oben. Vorsichtshalber spitzte ich die Ohren, damit ich nicht im unpassenden Moment hineinplatzte. Und auch wenn es niemand, der mich kennt glauben wird: Ich wollte nicht spannen oder so. Ich war nicht einmal feucht.
    
    Ich fand die Welt einfach wunderschön und wollte, daß sie für Robert und Tanja genauso schön wäre und die Dinge zwischen uns wieder in Ordnung ...
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