1. Die Italienreise - Teil 2


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: alexboleyn

    ... zusammenzustellen. Ich brauchte irgendeinen Grund, um ihn nicht ansehen zu müssen. Und außerdem traute ich mir nicht: Womöglich hätte ich doch wieder zwischen seine Beine geschaut.
    
    Manchmal hasse ich mich.
    
    „
    
    Alles okay mit dir, Engelchen?“
    
    „
    
    Geh' schon!“
    
    Ich hörte seine Fußtritte in der Küche verschwinden.
    
    Ich setzte mich und vergrub mein Gesicht in den Händen.
    
    Was immer das Problem gewesen sein mag: Das Gespräch zwischen den beiden brachte die Dinge nicht wieder in Ordnung.
    
    Ich hatte den Tisch abgeräumt und war beim Abwaschen, als Robert wieder auftauchte. Er war nachdenklich.
    
    „
    
    Alles okay?“ fragte ich.
    
    Er schüttelte nur den Kopf, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und verschwand auf der Terrasse.
    
    Ich spürte, wie sich mein Bauch nervös zusammenzog.
    
    Heute früh war ich noch so glücklich gewesen und jetzt hing meine Welt an einem seidenen Faden.
    
    Und ich wußte nicht einmal, was ich falsch gemacht hatte.
    
    Ich ging zu Tanja hinauf. Die Schlafzimmertür war geschlossen. Das hatte ich noch nie erlebt. Ich klopfte zaghaft. Weil sie nicht antwortete, öffnete ich schließlich mit klopfendem Herzen die Tür.
    
    Tanja lag auf dem Bett und las.
    
    Ich ging zu ihr und kniete mich neben das Bett. Dann legte ich den Arm um sie und schmiegte meinen Kopf an ihre Schulter.
    
    Hätte ich so etwas meinen Eltern gegenüber getan, hätte ich es im Stillen einen Bestechungsversuch genannt. Obwohl ich mir damit wahrscheinlich selbst unrecht getan ...
    ... hätte: So berechnend bin ich nämlich gar nicht. Jedenfalls meist.
    
    In dem Augenblick war Bestechung jedenfalls nicht, was ich im Sinn hatte. Oder nur zu einem kleinen Teil: Es war alles viel existentieller. Hier konnte von einem Moment zum anderen alles vorbei sein und das gab meinen Empfindungen und meinem Verhalten eine vorher nicht gekannte Dringlichkeit und Wahrheit.
    
    „
    
    Danke, Engelchen“, sagte Tanja rauh und streichelte mein Haar. „Geh jetzt. Ich brauche Zeit für mich.“
    
    Ich liebe dich,
    
    hätte ich am liebsten geflüstert. Aber
    
    die
    
    Bemerkung hatte das Potenzial, die Dinge womöglich noch mehr aus dem Lot zu bringen.
    
    Ich küßte ihr Haar und schlich mich in mein Zimmer.
    
    Natürlich konnte ich nicht einschlafen.
    
    Ich lag immer noch wach und drehte mich von einer Seite auf die andere, als ich im Dunkeln nahe der offenen Zimmertür eine Gestalt sah, die mich beobachtete.
    
    Einen Moment setzte mein Herz aus.
    
    Dann erkannte ich Robert.
    
    Er war völlig nackt. Ich weiß nicht, wie lange er dort schon gestanden hatte. Mein Zimmer stand nachts immer offen, damit die kühle Nachtluft hindurchstreichen konnte und so hatte er völlig geräuschlos hereinkommen können.
    
    Da die Haustür nie abgeschlossen wurde, hätte auch jeder andere völlig geräuschlos hereinkommen können. Das erklärt vielleicht meinen Beinahe-Herzstillstand.
    
    Nach einer Weile kam Robert zu mir herüber, setzte sich auf mein Bett und legte seine Hand auf meinen nackten Oberschenkel. Sein schlanker, ...
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