1. Die Italienreise - Teil 2


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: alexboleyn

    ... mir: Daß Dinge noch nachwirken. Es kommt öfter vor, daß ich Entscheidungen später bereue. Diese hier allerdings nicht.
    
    „
    
    Nein.“
    
    Wenn er jetzt wieder mit seinem 'zick nicht herum' oder so anfing, verlor er noch einen Punkt bei mir.
    
    Aber erstaunlicherweise war er plötzlich ganz sensibel.
    
    Er gab mir einen Kuß auf den Kopf und sagte: „Na, gut, Engelchen.“
    
    Bald darauf hörte ich hinter mir das Motorengeräusch. Als ich mich umdrehte, sah ich den Crossover über den Feldweg ruckeln und zwischen den Bäumen verschwinden.
    
    Das Gespräch ging mir noch im Kopf herum und inzwischen verspürte ich das verräterische Ziehen in meinem Unterleib. Aber wie gesagt: Ich bereute meine Entscheidung nicht.
    
    Wenn ich mir etwas hätte wünschen können, dann höchstens, daß die Dinge zwischen uns dreien nicht so kompliziert gewesen wären und daß wir jetzt alle zusammen in dem Auto säßen.
    
    Weil Robert weg war und ich mich nicht unter Tanjas Augen traute, machte ich zum ersten Mal seit unserer Ankunft einen Spaziergang.
    
    Das bedeutete, daß ich mich anziehen mußte.
    
    Ich war ziemlich nervös dabei. Aber streng genommen hatte Tanja mir nur befohlen, im Haus und auf dem Grundstück nichts anzuziehen. Sie konnte doch wohl nicht ernsthaft erwarten, daß ich die Umgebung splitterfasernackt durchstreifte.
    
    Wenn man die vorherrschende Schwüle in Betracht zog, waren meine Jeans viel zu warm. Aber ich zog sie trotzdem an. Und den ganzen Rest, einschließlich meiner Sonnenbrille und der ...
    ... Schirmmütze. Ich war so bedeckt und so verkleidet, wie es nur möglich war.
    
    Ich brauchte einfach den Schutz, den die Kleidung bot. Und damit meine ich jetzt nicht den physischen Schutz.
    
    Ich schätze, ich merkte, daß ich den Boden unter den Füßen zu verlieren drohte.
    
    Meine Wanderung wurde echt lang.
    
    Ich ging durch die Felder und Weinberge ins Tal hinunter und dann über steile Wege wieder hinauf, als die Sonne schon tiefer sank. Inzwischen war ich total durchgeschwitzt und erschöpft und bereute, daß ich nicht daran gedacht hatte, etwas zu trinken mitzunehmen.
    
    Ich war aber auch mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen, als ich aufgebrochen war.
    
    Pari war sehr viel weiter weg, als es von meinem Schlafzimmerfenster aus ausgesehen hatte. Das lag natürlich an der klaren Luft und daran, daß ich nicht geradenwegs dahinfliegen konnte, wie ein Vogel, sondern dem hügeligen und steilen Gelände folgen mußte. Dennoch kam ich an und sah endlich die Ortschaft, die Robert mir so schnöde vorenthalten hatte.
    
    Abgesehen von meinem Durst und dem Brennen in meinen Oberschenkeln, das mir zeigte, daß ich mich seit Ferienbeginn viel zu wenig bewegt hatte, fühlte ich mich viel besser. Ich war jung, ich war schön und ich war wieder Herrin meiner selbst. Ich hatte es bis hier allein geschafft. Und falls Robert und Tanja mich nicht wollten, würde ich es auch weiterhin allein schaffen.
    
    Der Gedanke ließ meinen Bauch sich schmerzhaft zusammenziehen. Ganz so frei, wie ich mir hatte einreden wollen, ...
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