1. Die Italienreise - Teil 2


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: alexboleyn

    ... war ich eben doch nicht.
    
    Ich streifte durch den Ort und staunte darüber, wie man es geschafft hatte, die Häuser an den Hang zu kleben und noch dazu auf eine so natürlich wirkende und einfach geschmackvolle Art.
    
    Trotzdem war nicht zu übersehen, daß die meisten Häuser irgendwie ärmlich wirkten. Das änderte aber nichts daran, daß sie schön waren.
    
    Ich fand eine caffetteria mit einer schönen Terrasse, auf der ich sitzen und den Sonnenuntergang bewundern konnte.
    
    Die Wirtin war in mittleren Jahren, attraktiv und sehr nett und versuchte, sich mit mir zu unterhalten. Ich nehme an, daß sie sich wunderte, woher ich kam, so ganz ohne Auto und so. Leider verstand ich so gut wie kein Wort und sie sprach weder Deutsch noch Englisch.
    
    Wir verständigten uns mit Gesten. Sie lachte viel und ich konnte nicht anders, als auch zu lachen. Mann, ich fühlte mich so viel besser plötzlich.
    
    Als es dunkler wurde, tauchten ein paar junge Leute auf. Die Wirtin schaltete die Beleuchtung an, die aus bunten Lampenketten bestand und mir wurde klar, daß die caffetteria abends als Disco diente. Oder jedenfalls als das, was in so einem kleinen Örtchen das Gegenstück dazu war.
    
    Es machte mir Spaß, so zu tun, als bemerke ich nicht, daß die Jungen zu mir hinübersahen.
    
    Ich wettete heimlich mit mir, wer von ihnen sich als Erster zu mir hinüberwagen würde.
    
    Es war der Bestaussehende unter ihnen. Ich hatte meine kleine Wette mit mir selbst gewonnen.
    
    Wir tanzten und lachten und ich war ...
    ... glücklich.
    
    Ich tanzte auch mit allen anderen.
    
    Leider konnte ich nicht so lange bleiben, wie ich mir wünschte. Der Weg nach Hause war noch lang und das Tanzen hatte mir gezeigt, daß meine Oberschenkel die Strapaze des Hinwegs nicht vergessen hatten.
    
    Lorenzo - so hieß der Junge, der mich zuerst angesprochen hatte - bot an, mich nach Hause zu fahren. Zumindest glaubte ich, ihn so zu verstehen.
    
    Aber ich schüttelte den Kopf und sagte so oft 'No' und 'grazie', daß er es schließlich aufgab.
    
    Ich zahlte bei der netten Wirtin und verabschiedete mich von meinen neuen Freunden. Dann machte ich mich auf den Rückweg.
    
    Der war genauso beschwerlich, wie ich ihn in Erinnerung hatte.
    
    Es war längst Nacht und vielleicht hätte ich nervös sein sollen. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich gar keine Angst. Ich genoß den wundervoll klaren Sternenhimmel über mir, die schöne Landschaft und die körperliche Erschöpfung, die die Gedanken an Robert und Tanja zurückdrängte.
    
    Wieder war ich schweißgebadet und außer Atem. Aber ich war auch stolz auf mich.
    
    So erreichte ich schließlich das Haus.
    
    Der Crossover war noch nicht zurück. Robert schien ja ziemlich lange wegzubleiben. Auf der Terrasse sah ich noch Licht. Der Lichtschein fiel in den Garten hinaus, auf die Steine und Büsche und zauberte lange, unwirkliche Schatten auf die Wiese.
    
    Tanja saß am Tisch auf der Terrasse und hatte ein Glas Wein vor sich stehen. Ich fand, daß sie einsam aussah. Sie tat mir plötzlich leid.
    
    Als ich in den ...
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