1. Tesoro


    Datum: 25.04.2019, Kategorien: An– und Ausgezogen, Autor: LaVie

    ... walk?“, fragte ich routiniert.
    
    „I have a car!”, erwiderte er, immer noch verwirrt.
    
    „But you shouldn’t drive.“, ergänzte ich nett.
    
    „You’re right.”, sagte er. Die Promillegrenze hatte er schon mal verinnerlicht. Ausländische Studenten kennen unsere Gesetze besser als wir – ich bewundere sie dafür. Sie kämpfen sich, ohne zu murren, durch einen Berg aus Formularen, während wir schon überfordert sind, wenn wir eine Dauerkarte für die Bahn bestellen wollen.
    
    „Do you have a ticket?“, wollte ich wissen. Er schüttelte den Kopf:
    
    „Not yet. The semester starts in 2 weeks.” Wäre auch ein Wunder gewesen, wenn die Verkehrsbetriebe ein bisschen Entgegenkommen gezeigt hätten!
    
    Ich überlegte. Der Bahnhof war nicht weit, und man kam an schönen Gebäuden vorbei. Wenn ich wieder zuhause war, hätte sich der Alkohol so weit verflüchtigt, dass ich ein Glas Wasser trinken und schlafen gehen konnte. Die milde Sommerluft tat ihr Übriges.
    
    „Shall I take you there? It’s 20 min walking“, schlug ich vor. Er trug ein weißes Hemd mit blauen Streifen und Flecken unter den Armen.
    
    „You don’t have to. Just tell me where to go.“, winkte er ab.
    
    „I tell you to come with me!”, witzelte ich und ging eine Stufe nach unten. Er zögerte.
    
    „Come on!“, lächelte ich. „I really don’t mind!“
    
    Er blickte mich hilflos an, trat dann aber zu mir.
    
    „Ok?“, fragte ich noch mal.
    
    „Yeah!“, bestätigte er.
    
    „Well, we will go straight and straight and when we see the trains, we have to turn right.“
    
    Er ...
    ... nickte. Und lief tatsächlich neben mir her. Ich bemühte mich, nicht zu schnell zu laufen, aber er konnte mithalten.
    
    „What is your name?“, fragte ich, als wir an einer Ampel warten mussten.
    
    „Roberto“, antwortete er.
    
    „Oh, that’s cool! There is a German singer with the same name. Horrible music, but quite interesting!“, bemerkte ich freudig. Ein bisschen Spaß muss sein…
    
    „Really?“, sein R war rollend, aber nicht spanisch. „I just know Rammstein and The Ärzte“
    
    „Everyone knows them”, lachte ich. „But we have much better music. Less hard, more emotional, kind of sad. We like sitting at rocks, self-pitying” Die Ampel wurde grün.
    
    „We like amore. Always amore!”, grinste er. Rätsel gelöst.
    
    „You’re from Italy, aren’t you?“, stellte ich fest, während wir die Allee am Rande des Stadtparks erreichten.
    
    „Yeah, Milano. How do you know?“, er war überrascht.
    
    „There’s a German singer, singing Italian. He was quite famous for a little while. His first song was ‘Amore per sempre’ which means ‘Love is everything’. Am I right?”
    
    „’Love forever’”, korrigierte er.
    
    „Cool. So romantic”, ich konnte mir ein leichtes Kichern nicht verkneifen. Kitsch war peinlich.
    
    „Yeah, romantic“, wiederholte er und blickte nach vorn.
    
    „What about Milano? I just know, that it is famous for fashion“, erklärte ich.
    
    „Milano is a beautiful town. Amazing buildings, awesome churches. But in the last few years, they built a lot of skyscrapers.”, sagte er.
    
    „Oh.”, bemerkte ich.
    
    „But the ...
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