1. Dunkle Hochzeit Ch. 01


    Datum: 24.10.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byPoppingTom

    ... als ob er die Pistole küssen wollte.
    
    „Mädel, es ist mir egal. Drück doch ab! Ich hab gerade mein Leben weggeschmissen.“
    
    Er wollte also Mitleid? Wie sehr kann man sich in einen Menschen täuschen? Gerade ihn hatte sie nicht so eingeschätzt. Es schien ihr, als ob er ein Kerl sei, der mit der ganzen ihn noch verbleibenden Kraft der Verachtung seinen Feinden noch extra ins Gesicht spucken würde, bevor diese ihn einen Kopf kürzer machen würden. Das hätte sie sogar beeindruckt. Aber ein hinterhältiger Vergewaltiger, der sich hinterher rausheulen wollte? Es machte sie noch extra wütend , dass sie sich so in ihn getäuscht hatte.
    
    Und doch konnte sie nicht abdrücken. Sie zitterte, kochte, hatte unglaubliche Angst und Wut. Und doch hielt sie etwas ab.
    
    „Du bist ein verdammter Idiot !“ schimpfte sie.
    
    Er schien zu nicken.
    
    „Du hättest mich auch so haben können. Ich hab versucht, dir das irgendwie klar zu machen. Du hättest nur einfach mal auf mich zugehen müssen, wenigstens ein bisschen versuchen, mich rumzukriegen. Auf die sanfte Tour.“
    
    Er lachte, als wolle er einen Schuss direkt in sein Gesicht provozieren. Sein Blick hatte etwas besoffenes.
    
    „Mädel, du hast nen Freund!“ Seelenruhig zog er weiter an seiner Zigarette. „Wo immer du ihn auch herhast, ich meine, ihr Frauen werdet ja heutzutage mit Freund geboren, und wenn ihr euch mal von ihm trennen solltet, kommt irgendwo aus dem Hinterland hinter den sieben Bergen von den sieben Zwergen ein Kerl daher, mit dem kein ...
    ... Schwein gerechnet hat und der dir wie die Faust aufs Auge passt.“
    
    „Ach ja?“ sie musste Luft holen „Du hättest diesmal dieser Kerl sein können. Schon mal daran gedacht?“
    
    „Nein.“ Er versuchte zu lachen, aber es schien ihn nicht zu gelingen. „Ich war noch nie dieser Kerl.“
    
    Das war doch nur Show, oder? Irgendwie wirkte es nur so verdammt echt. Sie musste aufpassen.„Und deswegen denkst du, du darfst mich...vergewaltigen?“ Es tat ihr weh, überhaupt zu sagen, was gerade passiert war.
    
    „Nein, denk ich nicht. Deswegen sollst du ja auch zur Polizei gehen.“
    
    Eigentlich wusste sie doch genau, was er hier spielte. Aber das half nichts. Er hatte Erfolg. Er bekam sie weich. Sie konnte nichts dagegen tun. Es war wie Gift.
    
    „Wenn du wirklich nie dieser Kerl warst, dann wärst du es jetzt eben mal gewesen.“ Sie senkte die Pistole.“Ich mag dich eigentlich. Ich mein, du bist sonst eigentlich ein netter Kerl. Warum machst du so etwas grässliches?“
    
    Sein Blick änderte sich schlagartig. Aus dem Resignierten wurde ein Wütender. Und plötzlich stand er auf. Erschrocken nahm sie wieder die Pistole hoch, stand mit ihm auf. Er plante etwas, das spürte sie.
    
    „Ich sollte doch aufstehen, oder?“ Er hob sogar demonstrativ die Hände.
    
    Der Schuss ging los. Doch er traf ihn nicht. Es war eigentlich auch nicht sie, die schoss. Nur eine Millisekunde vorher hatte er ihren Arm mit aller Wucht zur Seite geschoben, an die Wand der Umkleidekabine gedrückt und ihre beiden Hände immer wieder gegen die ...
«12...456...23»