1. Dunkle Hochzeit Ch. 01


    Datum: 24.10.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byPoppingTom

    ... Wand gehauen, bis ihr die Pistole aus den Händen fiel. Er hatte ihre beiden Hände hochgehoben, drückte sie mit aller Gewalt gegen die Wand. Sein Mund war nur Millimeter von ihren entfernt.
    
    „Soso, ich bin also ein netter Kerl, ja? Ich erzähl dir mal was über nette Kerle, meine Liebe. Es gibt zwei Sorten davon. Die einen sind tatsächlich höflich, nett, aufmerksam, geben gerne für dich aus, nehmen auf dich Rücksicht, fühlen mit dir mit, hören dir zu, lassen sich Zeit, du kannst sie Tag und Nacht ansprechen, und sie akzeptieren ohne Murren und Knurren, wenn du Nein sagst und nur Freund bleiben willst. Und du sagst Nein, immer, weil es sind ja nur nette Kerle, nichts Ernstes. Die zweite Sorte macht nichts davon, sie denken nur an sich selbst, nennen dich 'Bitch', und du sollst dich dann am besten auch so nennen, beim kleinsten Problem oder wenn du etwas von ihnen willst, bist du für sie 'nur stressig', sie denken bei dir nur ans Ficken, und wenn du 'Nein' sagst, denken sie, du wirst schon 'ja' sagen, wenn man dir nur lange genug auf den Keks geht. Und letztendlich sagst du 'Ja', weil es sind ja irgendwie doch nette Kerle. “
    
    Er schubste sie ins Geschäft hinein. Sie sah in sein Gesicht. Zum ersten Mal, so schien es ihr, sah sie ihn in seiner ganzen Ehrlichkeit. Robert, der Kämpfer, der Wütende, der Frustrierte, der Todesverachtende, der nichts mehr zu verlieren hatte, der im Kampf sterben wollte, und deswegen immer wieder überlebte. Und mit jedem Überleben nur noch wütender ...
    ... wurde.
    
    „Ich wette, dein Freund ist genau so ein netter Kerl. Wie hast du ihn kennengelernt? Weisst du es noch, oder warst du da schon zu sehr bekifft? Aber wahrscheinlich ist er der Bruder irgendeiner Freundin, für den du nur Mitleid hast, oder ? Ja, er macht sicher etwas Probleme, er ist etwas eigensinnig, aber ihr seid ja zusammengezogen, er wird jetzt schon ordentlich und erwachsen werden mit deiner Hilfe, er wird schon in dich hineinwachsen, dieser nette Kerl, nicht wahr? Ja, genau, geh zurück zu deinen scheissnetten Kerl, und pass auf, dass du ihm nicht zu stressig wirst!“
    
    Er schubste sie aus seinem Geschäft. Schloss die Tür.
    
    „Ich bin kein netter Kerl!! Merk dir das !!“ Obwohl er hinter der Doppelverglasung brüllte, hatte sie das Gefühl, ihn noch nie so laut gehört zu haben. Gerade, als sie beschloss, wütend auf ihn zu sein und endlich nun die Konsequenz zu ziehen, sah sie, wie er volle Wucht gegen den Schrank trat, der ihn da im Wege stand. Es blieb nicht dabei. Sie konnte von draussen zusehen, wie er mit ganzer Kraft seine eigene Boutique kaputtschlug. Mit einer Gewalt, die ihn regelrecht zu zerreissen schien.
    
    Irgendwie beruhigte es sie zu wissen, dass der Kerl litt. Zu offensichtlich litt. So sehr litt, dass es ihr schon wieder leid tat. Ich habe heute mein Leben weggeschmissen. Jetzt erst schien sie den Satz richtig zu verstehen. Er meinte ihn vollkommen ernst. Und doch, er lebte noch, er fühlte noch. Er kämpfte noch. War es ein Todeskampf? Oder kämpfte er ...
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