1. Anita und wir Episode 08


    Datum: 14.03.2020, Kategorien: Betagt, Autor: byPhiroEpsilon

    ... Hellmund?", fuhr er fort.
    
    "Johann Friedrich, den Menschen-Reparierer? Klar doch."
    
    "Er sitzt auch im Stadtrat. Letzte Woche hat er mich angerufen."
    
    "Er hält dich für ein Geschenk des Himmels, seit du ihm seinen Schreibtisch restauriert hast."
    
    Frank grinste. "Er denkt wahrscheinlich, dass er mir etwas Gutes tun muss, damit ich ihm beim nächsten Möbelstück bevorzugt behandle. Auf jeden Fall hat er mir gesteckt, dass sich die Fraktionen im Bauausschuss gegenseitig umbringen, wenn es nicht bald eine Lösung gibt."
    
    "Und was schlägt er vor?"
    
    "Dass ich die Häuser kaufen soll."
    
    "Was?"
    
    "Für einen Euro pro Stück plus dem Preis für den Grund auf dem sie stehen."
    
    "Und dann?"
    
    "Eins nach dem anderen komplett entkernen, nur das Fachwerk stehen lassen. Dann wieder aufbauen und an die Stadt zurückverkaufen oder an jemand anderen, der es haben will und mehr dafür bezahlt."
    
    "Dann müssten die nicht alles auf einmal bezahlen."
    
    "Das ist die Idee. Wir kriegen die Zuschüsse für den Denkmalschutz, und vielleicht springt ja auch ein Häuschen für mich und meine Zukünftige dabei heraus."
    
    "Denk an die Kinder."
    
    "Was?"
    
    "Du, deine Zukünftige und viele, viele Kinder."
    
    "Adam, du bist pervers."
    
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    Eine Woche später saß Frank bei uns zum Abendessen, als er unvermittelt sagte: "Meine Eltern haben mir geschrieben."
    
    Ich blickte ihn an. Etwas an dieser Aussage war seltsam. Er hatte immer mal wieder Nachrichten mit ihnen ausgetauscht. Ich stamme zwar noch aus ...
    ... dem vorigen Jahrtausend, kann aber wohl die Segnungen des neuen durchaus würdigen. Es klang, als wären es diesmal aber nicht nur Kurznachrichten gewesen.
    
    "Briefe", sagte er ohne jemanden von uns anzuschauen. "Zwei getrennte Briefe auf Papier. Per Luftpost aus Fuerteventura."
    
    "Und", fragte Ilona. "Wie geht es ihnen."
    
    "Gut. Anscheinend haben sie sich versöhnt. Ich wusste gar nicht, dass sie sich verkracht hatten."
    
    "Das ist doch schön?"
    
    "Ich soll über Weihnachten zu ihnen kommen. Sie wollen reden."
    
    "Aber?", fragte ich.
    
    "Max auch. Er hat mir 'ne Nachricht geschickt."
    
    "Du bist immer noch stinkig auf ihn?"
    
    "Nein, das ist es nicht. Wir müssen doch die ganzen Vermessungen machen und die Bauanträge schreiben. Und ..."
    
    "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du dieses Jahr noch Antwort von der Stadtverwaltung kriegst."
    
    "Ist egal. Ich habe ihm abgesagt."
    
    "Nein, mein Junge", sagte Ilona mit fester Stimme, "das verbockst du nicht auch noch!"
    
    Ich hatte sie noch selten so bestimmt reden hören. Damals, als Beate einen Musiker hatte heiraten wollen, hatte sie in diesem Tonfall interveniert. Und Recht behalten.
    
    Frank blickte ganz verwirrt zwischen uns beiden hin und her. Dann senkte er den Kopf. "Das ist nicht so einfach. Ich habe euch noch nicht alles erzählt."
    
    "Mir ist scheißegal", sagte Ilona, "was passiert ist. Du fliegst nach Fuerteventura, Junge, und bringst das in Ordnung."
    
    So etwas, solch einen Ausdruck wie "scheißegal" hatte sie noch nie im ...
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