1. Ein Leben in Bedrangnis Neubeginn 03


    Datum: 25.04.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub

    ... Am Ende des Tages sprach sie die beiden mit ihren Vornamen an.
    
    Zu dem Gelingen des Tages trug vor allem bei, dass Marion und Doris perfekt spanisch sprachen. Bei Marion konnte das kaum wundern, studierte sie doch neben Geschichte Spanisch für das Lehrfach. Doris erzählte zur Aufklärung ihrer profunden Sprachkenntnisse, sie habe mehrere Jahre in Argentinien gelebt und dort für ein deutsches Bauunternehmen in der Buchhaltung gearbeitet.
    
    So manche Ruhepause am Rande der Rundstrecke haben denn die beiden genutzt, um mit den Einheimischen zu parlieren und sich vor allem die schönsten unerkundeten Badebuchten beschreiben zu lassen. Verschwitzt und vollends zufrieden sind wir an jenem Tag erst gegen zehn Uhr abends wieder im Hotel angekommen. Elisabeth war so erschöpft, dass ich sie im Tiefschlaf ins Bettchen legen musste.
    
    Am nächsten Tag überraschten mich die beiden damit, dass sie mich für den kommenden Abend zu einem kleinen Umtrunk bei sich im Zimmer einluden. Sie hatten auf unserer Spritztour Wein und einige Spirituosen von einheimischen Winzern gekauft. Die sollten verkostet werden. Es wäre kein Vergleich zu den Getränken an der Bar, bekräftigten sie.
    
    Alles war fabelhaft gerichtet, als ich das Hotelzimmer der beiden betrat. Sie hatten augenscheinlich schon mit der Verkostung begonnen. Denn ich hatte sie bereits an der Türe kichern gehört. Auf dem Tisch sah ich denn auch schon zwei oder drei geöffnete Rotweinflaschen. Auch von einer Flasche mit scharfen Sachen ...
    ... fehlte bereits der Verschluss.
    
    Den Raum hatten die beiden liebevoll mit kleinen Lampions und Teelichtern ausgeschmückt. Der schäbige Tisch war von mehreren Servietten überzogen. Als ich eintrat, fielen mir die beiden sogleich stürmisch um den Hals. Ich hätte einiges nachzuholen, sprachen sie laut lachend und schenkten mir sogleich ein Glas Wein ein.
    
    Es dauerte in der Tat nicht lange, bis ich die Wirkungen des Alkohols spürte. Die im Raum stehende Wärme hatte wohl ein Übriges hinzu getan. Bald gab es für jeden Küsschen. Immer wieder standen sie auf, prosteten mir zu, herzten Mund und Wangen und forderten mich auf, das Glas auf Ex zu trinken.
    
    Und die beiden ließen auch einander nicht aus. Dieselbe Prozedur muteten sich auch Tante und Nichte zu. Es war nun schon eine gute Stunde vergangen und Zeit, nach der Kleinen zu sehen. Sie wollten mich kaum gehen lassen. Aber ich entzog mich ihnen und eilte in mein Hotelzimmer.
    
    Elisabeth schlief fest und ruhig. Ich beobachtete das Auf und Ab ihres Brustkastens für einige Augenblicke, bevor ich mich wieder auf den Weg zu dem Tante-Nicht-Gespann machte.
    
    Ich hatte nur kurz angeklopft, ohne auf das „Herein" zu warten. Schon hatte sich die Tür hinter mir geschlossen. Als ich in Richtung der Sitzecke blickte, erstarrte ich. Tante und Nichte hatten mein Eintreten offenbar nicht bemerkt. Sie waren in etwas vertieft, was mir nahezu den Atem raubte. Auch als ich dann näher trat, blieb ich zunächst unbeachtet.
    
    Doris hing nach hinten ...
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