Der lila Duft des Lavendel
Datum: 07.06.2021,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: byfreudenspender
... dafür", meint Onkel Roland niedergeschlagen.
„Was ist dann passiert?", frage ich. Ich habe das Gefühl, dass jetzt die Stelle kommt, die zur Feindschaft zwischen den beiden geführt hat.
„Ich habe so getan, als würde ich einem Verkauf zustimmen. Da ich vor Ort war und mich besser auskannte, als er, hat mir Werner eine Vollmacht ausgestellt, den Verkauf abzuwickeln. Dabei allerdings habe ich ihn übers Ohr gehauen", meint er. Ihm rinnt eine Träne über die Wange.
Einen alten, todkranken Mann zu sehen, wie er weint, das geht mir unglaublich nahe. Auch wenn er gerade gestanden hat, meinen Vater übers Ohr gehauen zu haben, so kann ich ihm nicht böse sein. Im Augenblick zumindest. Vera ist im ersten Moment völlig überrascht. Sie hat davon nichts gewusst. Nun schaut auch sie mich unsicher an. Offenbar ist sie sich nicht mehr ganz so sicher, wie ich reagieren könnte. Doch erneut drücke ich ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass alles gut ist.
„Ich habe mit einem Freund die List ausgeheckt. Er sollte das Weingut kaufen und es mir dann nach einem halben Jahr wieder zum selben Preis zurückgeben, den wir besonders niedrig angesetzt haben. Ich hatte damals nicht viel Geld, um das Gut zu seinem wirklichen Wert kaufen zu können. Also musste ich diese List anwenden, um mein Chateau nicht zu verlieren.
Wir haben es dann auch gemacht, wie wir es geplant hatten. Mein Freund hat das Chateau zu einem Spottpreis gekauft. Werner hat getobt, konnte aber nichts machen, weil er mir die ...
... Vollmacht erteilt hatte. Er hat mich einen Esel genannt und gemeint, ich hätte noch nie viel Sinn für das Geschäftliche gehabt. Bis dahin hat er mich einfach für unfähig gehalten.
Er hat Verdacht geschöpft, als ich nicht vom Weingut weggezogen bin und stattdessen weitergemacht habe, wie bisher. Ich habe ihm das so erklärt, ich hätte mit dem Käufer vereinbart, ich könnte so lange bleiben, bis ich etwas Neues gefunden habe. Auch den Rückkauf hat er nicht sofort mitbekommen. Deshalb nahm alles noch eine gewisse Zeit seinen gewohnten Lauf", erzählt er weiter.
„Aber irgendwann ist er dahinter gekommen. So gut kenne ich meinen Vater", werfe ich ein.
„Ja, das ist er. Er stand eines Tages vor der Tür und hat mit einem Grundbuchauszug gewedelt. Mein Gott, diese Augen werde ich nie mehr in meinem Leben vergessen. Er hat getobt, mich einen elenden Betrüger genannt und mir eine reingehauen. Er war unglaublich enttäuscht. Heute kann ich ihn verstehen. Aber damals, in dieser Situation, habe ich keinen anderen Ausweg gewusst", erzählt Onkel Roland weiter.
„Und das hat dir mein Vater nie mehr verziehen", vermute ich.
„Ich habe unzählige Male versucht mit ihm zu reden. Ich habe Briefe geschrieben, angerufen und einmal bin ich nach Frankfurt gefahren. Er wollte mich nicht sehen! Ich habe ihm sogar noch kurz vor seinem Tod angeboten, wieder die alten Verhältnisse herzustellen. Er wollte nicht mehr. Ich glaube, am meisten getroffen hat ihn, dass das Geld, mit dem er eingestiegen war, das ...