Der lila Duft des Lavendel
Datum: 07.06.2021,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: byfreudenspender
... umdrehen. Er hängt sehr an diesem Haus und dem Land. Das ist schließlich sein Lebenswerk", erklärt sie.
„Du hast keine Ahnung? Hast du nicht deinem Vater über die Schulter geschaut?", frage ich nach.
„Das schon, natürlich. Aber reicht das?"
„Du bist ein sehr kluges Mädchen. Ich bin sicher, du wirst das schaffen", versuche ich sie aufzumuntern.
„Du sagst es, ich bin ein Mädchen", kontert sie.
„Ja und? Aus der Zeit, in der Frauen nicht ein Chateau führen durften, sind wir zum Glück heraus", bin ich verwundert von ihrer Reaktion.
„Das siehst du so. Aber sicher nicht die eingesessenen Grundbesitzer in der Gegend hier. Die werden alles unternehmen, um mir Prügel in den Weg zu legen und mich zum Aufgeben zu zwingen. Da draußen ist nicht nur einer, der sich dieses Land für wenig Geld unter den Nagel reißen will. Dabei wird der, der mir die schönsten Augen macht, der Schlimmste sein", versichert sie mir.
Ich bin platt. Vera hat vermutlich Recht. Es wird sicher einige geben, die glauben, ein Mädchen könnte man leicht übers Ohr hauen und wollen daraus Profit schlagen. Trotzdem, Vera ist doch eine taffe Frau.
„Ich glaube du schaffst das trotzdem", versuche ich sie weiter aufzubauen.
Dabei greife ich nach ihrer Hand und drücke sie. Ich weiß keinen anderen Weg, um ihr zu zeigen, dass ich es ehrlich meine und davon überzeugt bin.
„Fahren wir zu Roland ins Krankenhaus. Dann sehen wir weiter. Noch ist er nicht gestorben und noch geht die Hatz auf die kleine ...
... Führmann noch nicht los", meint sie entschlossen.
Vera steht auf, um die Tasse in die Spüle zu stellen. Ich folge ihrem Beispiel. Ich bin still geworden, denn das was sie gerade gesagt hat, trifft mich doch mehr, als ich gedacht hätte. Erstens weil ich mir die Leute hier nicht so gemein und rückständig vorgestellt hätte und andererseits weil mir Veras Schicksal deutlich näher geht, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
Zu Onkel Roland hatte ich schon ewig keinen Kontakt mehr und Vera habe ich erst gestern kennen gelernt. Außerdem bin ich bei Fragen rund um Landwirtschaft und so eh draußen. Meine einzige Kenntnis von Landwirtschaft besteht im Kaufen und Essen von Produkte. Zugegeben, auch ab und zu ein Glas Wein gehört dazu. Doch mein Berührungspunkt mit der Landwirtschaft ist der Supermarkt, in dem ich einkaufe.
Ich habe die kleine Führmann, wie sie sich selbst nennt, in so kurzer Zeit bereits in mein Herz geschlossen. Sie ist ein ausgesprochen liebenswertes Mädchen und sie ist verteufelt hübsch. Eine wirkliche Augenweide! Habe ich mich etwa in die kleine Maus verguckt? Ich? Nein, das ist unmöglich. Ich habe es bisher nie geschafft eine Beziehung aufzubauen und soll nun in nicht einmal einem Tag Vera verfallen sein? Das würde wohl nicht mit rechten Dingen zugehen. Oder?
Ich sitze neben ihr im Wagen und überlege, was es für Vera bedeuten würde, wenn sie das Gut tatsächlich verkaufen müsste. Sie wäre nicht nur ganz allein auf der Welt, sie wüsste auch nicht mehr ...