1. Das zweite Leben der Inge 19


    Datum: 13.02.2022, Kategorien: BDSM Autor: bynpatek

    ... düsteren Gespinst, das die Zofe umfing.
    
    „Ich hab das Kleid schon bezahlt. Willst du dich nicht bedanken?"
    
    Die Worte der gnädigen Frau klangen der Zofe im Ohr. Verzweifelt suchte sie nach ihrer Bedeutung. Der Blick der Zofe verengte sich zu einem kleinen, scharfen Fleck. Alles andere wurde unscharf und begann zu schwimmen. Der Fleck versuchte die Füße zu fokussieren, die Schuhe der gnädigen Frau. Ihre Hände suchten in der Leere nach Halt. Sie spürte den Beutel mit den Schuhen am Handgelenk. Dann hörte sie, wie der Beutel aufs Pflaster klatschte.
    
    Kopfsteinpflaster erschien vor ihren Augen. Ihre Finger tasteten die Fugen ab. Dann tauchte ein Schuh im Blickfeld auf. Sie fühlte das Leder auf ihren Lippen. Die Zunge drang durch die Lippen hindurch. Sie tastete den Untergrund ab und fand den Grat eines Gebirges.
    
    Das konnte ein Zehennagel sein. Der Schuh verschwand, dafür erschien ein anderer. In der Ferne waren Lautenklänge und Rasseln zu vernehmen. Das schwarze Gebirge füllte ihr ganzes Sichtfeld aus. Einen Grat galt es noch zu erklimmen, doch ein ...
    ... Hosenbein schob sich in den Weg, wie ein Gletscher. Nach mühevollem Erkunden fand die Seilschaft einen Weg hinauf auf den Kamm der Formation. Dann rauschte ein endloser Gletscher an ihr vorbei. Sie hörte eine Frauenstimme aus der Ferne -- sich selbst:
    
    „Danke gnädige Frau."
    
    „Bitte."
    
    Der Verkäufer war überrascht. Er konnte sich nicht erinnern im Einführungskurs der Schausteller für mittelalterliches Gehabe ein derartiges Ritual gesehen zu haben. Dennoch vermochte er dem Kniefall eine gewisse höfische Erhabenheit nicht abzusprechen. Die Kundin, die gerade ein viel zu enges Kleid anprobiert hatte, kniete noch immer auf dem Pflaster. Feucht glänzende Flecken auf den Schuhen der anderen Kundin waren ein Beweis, dass die ungewöhnliche Geste wirklich passiert war.
    
    Eine Frau mit langen, blonden Haaren, die am Arm ihres Junkers untergehakt vorbeispazierte, hatte die Szene beobachtet. Sie lächelte übers ganze Gesicht und stieß ihrem Mann in die Seite, da gäbe es was zu sehen. Ein Junge, der mit einem Holzschwert über den Markt stürmte, war fasziniert stehengeblieben. 
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