1. Erbengemeinschft


    Datum: 16.05.2023, Kategorien: Romantisch Autor: lost_of_mind

    ... Wartungsvertrag.
    
    Als erstes bei meiner Ankunft am Haus war ich bisschen enttäuscht. Es erwartete uns bereits ein junges, auffallend hübsches Mädchen. Bestimmt seine Freundin. Klar, was hatte ich erwartet? Dementsprechend begrüßte sie ihn, fiel ihm theatralisch um den Hals und drückte ihm demonstrativ einen ziemlich ordinären Zungenkuss auf den Mund. Es war eindeutig: Sie steckte auf ihre jugendliche naive Art das Revier ab. Ich konnte ihr nicht Böse sein. Es beruhigte sogar etwas wenn sie mich in meinem Alter noch als Konkurrentin sehen wollte?
    
    Zu meiner angenehmen Überraschung wurde ich ein eingerichtetes Zimmer geführt. Sogar notdürftig gesäubert und es roch nach frischer Wandfarbe. Die Möbel etwas im Stile eines Jugendzimmers, aber komplett und nicht sehr verwohnt.
    
    "Wir haben einfach Zimmer getauscht. Wir beide, Leonie und ich ziehen zu meinen Eltern ins Schlafzimmer und du nimmst mein altes Zimmer. Ist für den Anfang vielleicht am einfachsten so, bis wir das mit der WG gecheckt haben. Wir können das ja alles noch ändern."
    
    Ich sah mich um. "Donnerwetter, da hast du dir ja echt Mühe gegeben!" "Na ja, wenn wir beide jetzt eine Zeit aufeinander hängen dann sollte es im Guten beginnen."
    
    Ich gab erst Nick, dann dem jungen Mädchen die Hand. "Dann mal auf friedliches Zusammenleben!" Er war geistig wohl doch reifer wie ich vermutet hatte?
    
    Nick schien völlig entspannt. Bei ihr war ich mir nicht so sicher, sie schien reichlich misstrauisch zu sein. Na ja, ich war ...
    ... auch mal in diesem Alter, muss ich mich eben auf meine eigene Zickenkarriere zurück besinnen. Das wird schon! Aber erstmal hatte ich Ruhe vor Eduard, musste mich Nachts zum schlafen nicht mehr einschließen.
    
    Den Rest des Tages fuhr ich ziellos in der Gegend umher. Alles erkunden. Supermarkt, Apotheke, Bahnhof, Bushaltestelle. Was man eben als Städter glaubt so zu brauchen. Ich wurde paarmal auffallend freundlich gegrüßt, anscheinend erkannten die Leute das Moped und die Klamotten wieder.
    
    Am Sonntag kochte ich. Sogar der nächste Supermarkt ist 7 Kilometer weg und hat Samstags nur bis 12 geöffnet, was ich völlig erstaunt feststellen musste. Glücklicherweise fand sich noch reichlich Zeugs in Speisekammer und Tiefkühltruhe. Ich erkannte auf den Etiketten die Handschrift meiner Schwester.
    
    "Du kochst fast so gut wie Mama." Aus Nick"s Munde nahm ich das mal als Kompliment, seine Freundin stocherte betont lustlos im Teller. Zicke eben. Eduard hatte auch immer was zu nörgeln. Zumindest hier hatten wir schonmal Normalität geschaffen.
    
    Die ersten Tage war es halbwegs trocken, ich fuhr immer mit dem Moped in die Arbeit. Das war die größte Umstellung, von 10 Minuten Bus auf 40 Minuten Anreise, ich reihte mich ins Ameisenheer der unzähligen Pendler ein. Nur im Stau hatte ich klare Vorteile. Noch. Aber was mache ich im Winter? Bis dahin sind es noch paar Monate.
    
    Es dauerte über eine Woche bis Eduard bemerkte dass ich nicht mehr da war. Er sandte eine SMS. >Wann kommst du? Bring ...
«12...101112...74»