1. Erbengemeinschft


    Datum: 16.05.2023, Kategorien: Romantisch Autor: lost_of_mind

    ... Tagen kamen wir an. Ein traumhaft schöner Platz, wie aus den Schnulzenfilmen im Fernsehen. Ein Fjord, klippige Küste, ein ruhiger Ort und freundliche Menschen wie aus Pipi Langstrumpf. Irgendjemand hatte sogar an der Küste an jener Stelle ein kleines Holzkreuz in den steinigen Boden gerammt, mit den Namen der Beiden. Nick konnte es nicht gewesen sein, er war nie hier.
    
    Mein Bus erwies sich als überaus Alltagstauglich. Wasserdicht, gut zu heizen, alles solide und Praxisgerecht. Nichts zog mich zurück. Ich blieb dort eine weitere Woche, und noch eine, schließlich einen ganzen Sommer und den Herbst, bis mich der Schnee nicht mehr los lies und den Bewegungsdrang meines Kindes einschränkte. Ich begann die Faszination meiner Schwester und ihrem Mann zu verstehen. Ich glaube es musste sein dass ich dorthin fuhr.
    
    Mein Ärger über die Beiden verrauchte komplett und wurde von so etwas wie Mitleid ersetzt. Auch mein Kind war Nick und dessen Vater total ähnlich, es bekam meine ganze Liebe geballt ab. Innerlich wurde ich langsam mit meiner Geschichte versöhnt. Auch der manchmal quälende Liebeskummer wegen Nick flaute allmählich ab.
    
    Wie ich im Winter wieder nach Hause kam berührte es mich kaum noch dass Nick und Leonie inzwischen geheiratet hatten. Sie hielten es nichtmal für nötig mir das in einer SMS oder E-Mail mitzuteilen. Soll es so sein, dann eben nur noch Nachbarn!
    
    Auch die Unterhaltskosten für das Haus teilte ich jetzt 35 zu 65, strikt nach tatsächlicher Nutzung. Anfangs ...
    ... noch protestierte Nick vehement, erst nach dem Hinweis dass man das Haus ja zur Not verkaufen könnte oder er mich auszahlen lenkte er ein. Ich ahnte schon dass Leonie ihm auf der Tasche liegen würde, da die ja schließlich studiert und einen eigenen Nebenjob für entbehrlich hielt. Ich werde das ganz sicher nicht sponsoren, wo mir Nick rein theoretisch sogar Unterhalt für das Kind schuldig wäre. Er fragte nie. Machte statt dessen endlose Überstunden. Er wollte es so! Oder war dies das Kalkül von Leonie? Dass Nick am Abend müde ist und sie ihre Ruhe hatte? Sowas würde ich ihr zutrauen.
    
    Inzwischen haben wir im alltäglichen Umgang eine freundliche Distanz gefunden, nur Leonie meint noch manchmal sie muss sich arrogant ihren Triumph heraushängen lassen. Egal - sie ist jung und hat es noch nicht begriffen. Wir lebten so nebeneinander her und die Zeit verging. Nick kümmerte sich kaum noch um unser Kind, mit jedem Monat weniger. Paarmal fragte er noch nach meinem Bus, sie wollten auf irgend eine Veranstaltung. Aber er verstand es sogar dass ich ablehnte.
    
    Im Frühling mit der Schneeschmelze fuhr ich auch schon wieder los. Wurde nochmal für paar Wochen in den Winter zurück katapultiert, durfte den Frühling ein zweites Mal erleben. Denn ich fuhr wieder nach Skandinavien. Die Leute dort begrüßten mich freundlich, erinnerten sich alle gerne an mich. Es folgte ein weiterer traumhafter Sommer und Herbst, das Selbe im folgenden Jahr.
    
    Weil ich kaum noch Geld zum Leben brauchte reichten ...