1. Erbengemeinschft


    Datum: 16.05.2023, Kategorien: Romantisch Autor: lost_of_mind

    ... brav an. Dann endlich fuhr es. Und ich fuhr gaaanz langsam. Machte ein paar Brems- und Lenkübungen. Über die Jahre fuhr ich als Stadtbewohnerin viel Fahrrad, das half nun etwas und hielt auch die Figur im Zaum. Einen Autoführerschein hatte ich nie auf meinen Mopedschein aufgesattelt, wozu auch bei der Wohnlage in der Innenstadt? Das würde sich vielleicht ändern?
    
    An der ersten Tankstelle hielt ich. 14 Liter Super. War da nicht noch was? Ach ja, Benzinhahn zurückdrehen von Reserve auf Normal, sonst kann es böse Überraschungen geben. So langsam kam alles wieder. Genoss die wohlmeinenden Blicke der Männer an der Tanke. Auch heute noch sieht es nicht nach Moped aus, sondern nach kleinem Motorrad. Und langsam wurde ich etwas mutiger. Immer den Wegweisern nach, bis mir die Gegend wieder bekannt vor kam.
    
    Der Motor ist ganz anders wie früher. Normal zog das Ding von 2000 bis 6000 Umdrehungen ganz weich, dann war schon wieder Schluß. Bei 85 fuhr es wie gegen Watte. Jetzt begann der Motor erst bei 6000 aufzuwachen um dann umso vehementer anzuschieben. Mit unglaublich aggressivem Klang: Jaa, gib"s mir, tritt mich! Die letzten Kilometer fuhr ich am Stadtring. Bis 120 probierte ich mal kurz, aber da wäre lange noch nicht Schluss gewesen. Der Motor wirkte unglaublich leichtfüßig und agil, hing spontan am Gas. Kein Vergleich zu damals. Es begann mir echt Spaß zu machen, ganz anders wie damals wo es nur eine Notlösung war, heute hatte ich auch die nötige geistige Reife und Disziplin für ...
    ... sowas.
    
    Ich wäre längst Zuhause gewesen, aber ich fuhr extra noch zwei Stunden Planlos umher. Machte auf dem Festplatz ein paar Slalom- und Kurvenübungen. Ja, es machte Spaß. Wahrscheinlich auch wegen dem quirligen Motor. Sowas hätte ich damals gebraucht. Nicht dieses unbeherrschbare Motocross-Monster. In mir reifte ein Entschluss. Immer fester.
    
    Wie ich spät nach Hause kam schnarchte Eduard besoffen im Fernsehsessel. Ein Porno lief von DVD. Naja, alles wie immer. Aber wollte ich das noch? Lange konnte ich nicht einschlafen, zum ersten Male seit langen Jahren hatte ich wieder Pläne und Träume.
    
    Schon am nächsten Tag fuhr ich trotz zweifelhaftem Wetter mit dem Moped in die Arbeit, obwohl es sonst nur 9 Stationen mit dem Bus wären. Ein förmliches Kostüm mit nicht so knitterndem Stoff und Pumps im großen Rucksack. Die Kollegen sahen mich staunend an, wie ich mit polternden Stiefeln und Helm am Ellenbogen durchs Büro zu den Umkleiden latschte. Man sah ihnen ihre Gedanken an: Jetzt ist sie übergeschnappt! Nein, war ich nicht. Und hatte den ganzen Tag ein Grinsen im Gesicht.
    
    Alles drehte sich um meine neuen Pläne. Aus dem Keller holte ich 16 alte Umzugskarton hoch, die mit reichlich Paketband geflickt werden mussten. Mit diesen 16 Karton wollte ich mein neues Leben organisieren. Geschirr, Besteck und der übliche Hausrat wie Staubsauger und Waschmaschine war im geerbten Haus sicher alles Vorhanden. Ich würde nur Klamotten und die persönlichen Dinge brauchen. Aber auch eine ...
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