Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... gesamten Bahnlinie an Feuerholz ließ die Gräfin die Lippen spitzen und einen leisen, aber hörbaren Pfiff ausstoßen.
"Da haben wir was zu tun, verehrter Herr Henschel." Sie schaute mich direkt an. "Ab wann benötigen Sie was?"
Wir stellten eine Liste und einen Zeitplan über die nächsten drei Jahre und dann die Folgejahre auf. Die Gräfin schaute sich die Liste noch einmal intensiv an.
"Geben Sie mir bitte vierzehn Tage Zeit. Dann erhalten Sie von mir ein vollständiges Angebot. Ich muss nur erst prüfen, wie schnell wir die Kapazität des Sägewerks erhöhen können. Gegebenenfalls müssen wir für bestimmte Hölzer sogar Schichtarbeit einführen. Das muss ich alles sorgfältig durchplanen."
Damit war der geschäftliche Teil des Tages beendet.
Beim Abendessen wirkten dann alle drei Damen deutlich aufgekratzter als am Abend zuvor. "Sind die Damen alle tipsy?" stellte ich mir selbst eine stumme Frage, denn es wurde fortlaufend gekichert und gelacht, zudem war ihre Ausdrucksweise deutlich loser, ja fast anzüglich geworden. Ich musste gestehen, dass mir die weichende Förmlichkeit der Unterredung zunehmend Spaß bereitete.
Wir waren bereits bei einen fruchtigen Dessert angelangt, als die Gräfin mit ihrem Löffel an ihr Portweinglas schlug. "Herr Henschel, auf unserer Cleve-Plantage verzichten wir Deutschen einschließlich unserer europäischen Besucher auf Förmlichkeiten und sprechen uns untereinander nur beim Vornamen an. Sie sind neu in unserer Gemeinschaft, deshalb lade ich ...
... Sie ein, sich diesem Brauch anzuschließen." Sie erhob sich, nahm ein halb gefülltes Glas und ging um den Tisch herum. "Ich bin Gerhild, ein echte Walküre." Wir umarmten uns, tranken Brüderschaft und küssten uns. Nicht wie es sich gehört hätte auf die Wange, sondern mitten auf den Mund. Die beiden anderen Damen folgten, somit wusste ich, dass die charmante Wienerin auf den Vornamen 'Maria' und Gerhilds jüngere Schwester offiziell 'Roßweiße', genannt 'Rose' hießen. "Unser Vater war ein glühender Wagnerfreund", erläuterte Gerhild. "Meine älteste Schwester heißt folgerichtig 'Brünhild'." Ich war damit als Andreas in ihrem Kreis aufgenommen.
Den abschließenden türkischen Mokka leitete Gerhild mit einer Frage ein, die mich vollkommen auf dem falschen Fuß erwischte.
"Wie lange bist Du jetzt in Ostafrika? Sechs Monate?" Ich nickte. "Hast Du schon einmal das Vergnügen gehabt, eine Afrikanerin zur Liebe im Bett zu haben?"
Die brutale Offenheit von Gerhilds Frage machte mich verlegen. Ich spürte, dass ich richtig heiße, rote Ohren bekam und stammelte erst einmal herum.
"Unser Andreas ist wirklich süß", grinste mich Rose an. "Hoffentlich schockiert ihn unsere Freiheit der Liebe nicht."
Ich hatte mich langsam wieder gefasst. "Nein, wenn ich ehrlich bin. War wohl bisher nicht die richtige Gelegenheit dazu."
"Dann hast Du jetzt die Gelegenheit." Sie deutete mit einer Handbewegung auf die drei hochgewachsenen, jungen Afrikanerinnen, die mit ebenfalls drei durchtrainierten ...