Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... anschließend nur noch die Schienen gelegt werden müssen. Oberbauleiter Hübener, den Sie vorhin schon kennengelernt haben, wird deshalb Anfang Januar dauerhaft nach Kigoma zurückkehren und die Verantwortung für den Trassenbau übernehmen. Dafür braucht er ihre volle Unterstützung."
Ich sagte Herrn Huber meine volle Unterstützung durch mich und mein mittlerweile funktionierendes Beziehungsgeflecht in der Region zu.
"Es gibt noch eine zweite, ziemlich sensationelle Nachricht, die diesen Zeitplan für die Fertigstellung erzwingt", ergänzt der Eisenbahndirektor, der mein unmittelbarer Vorgesetzter war. "Das Reichskolonialamt hat die OAEG vor die Aufgabe gestellt, ein Dampfschiff für den Personen- und Frachtverkehr auf dem Tanganjikasee zum Einsatz zu bringen. Dies Dampfschiff soll über siebzig Meter lang werden und über 1.500 Bruttoregistertonnen aufweisen."
Ich schaute Direktor Huber mehr als erstaunt an. "Wie soll das denn gehen? Am ganzen See gibt es keine anständige Werft."
"Das ist ganz raffiniert geplant. Es gibt mittlerweile eingehende Gespräche, dies Schiff auf einer kompetenten deutschen Werft zu bauen, aber alle Verbindungen nur zu verschrauben. Nach dem Probebetrieb soll das Schiff wieder in Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt und dann über den Hafen in Daressalam mit der Mittellandbahn nach Kigoma gebracht werden. Hier will die beauftragte Werft die Einzelteile dauerhaft zusammenfügen und dann zu Wasser lassen."
"Puh." Ich atmete tief durch und laut ...
... vernehmlich aus. "Was für ein wagemutiges Vorhaben! Ich nehme an, dass wir unseren neuen Pierbahnhof und die Lagerhallen dort gleich für diese Aufgabe herrichten müssen?"
"Ja und nein. Sie müssen einfach genügend Platz zur Verfügung haben. Ich habe gehört, dass die Werft mit dem Schiff auch gleich eine Slipanlage mitliefern soll, auf dem das Dampfschiff wieder zusammengesetzt wird."
"Ich gehe davon aus, dass diese Informationen bis auf weiteres streng vertraulich ist."
"Jawohl. Unbedingt."
"Muss für den kaiserlichen Besuch bereits heute irgendetwas in unsere Planungen einfließen?"
"Oh ja", grinste Direktor Huber etwas verlegen. "Das hätte ich beinahe vergessen." Er griff nach einer Dokumentenrolle, die er bei seiner Ankunft in meinem Büro auf einem Schrank abgelegt hatte und entnahm ihr eine Bauzeichnung. "Die OAEG ist beauftragt, für den geplanten kaiserlichen Besuch ein Jagdschloss zu errichten." Er rollte die Bauzeichnung zwischen uns auf dem Tisch aus. "Ich habe dafür einen ersten Entwurf mitgebracht, der natürlich an das noch auszuwählende Grundstück angepasst werden muss. Sie entnehmen diesem Entwurf aber die beabsichtigte Größe des kaiserlichen Jagdschlosses und den damit verbundenen Grundstücksbedarf. Die Kriterien, die mir von politischer Seite vorgegeben worden sind, sind einfach: freier, unverbauter Blick auf den Tanganjikasee und gute Bauumgebung. Das heißt, keine Eingeborenenhäuser in der Nachbarschaft." Er schaute mich fragend an. "Gibt es ein ...