Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... aber grundbuchrechtlich an rangerster Stelle abgesichert. Sollte es jetzt irgendwelche Erbauseinandersetzungen geben, stellt er den Kredit fällig und zieht die Sicherheit. Dann gehört die Plantage ihm. Was für mich nur gut ist, denn irgendwelche Ansprüche von Verwandten meines Mannes laufen damit ins Leere." Sie klatschte vor Freude in ihre Hände. "Ich habe mich damals über meinen Vater massiv geärgert. Und heute bin ich glücklich über sein Verhalten. Das sichert das Erbe dieser Plantage für meine Kinder."
"Kinder?" Ich dachte im ersten Moment, dass ich mich verhört hatte.
"Ja, ich habe zwölfjährige Zwillinge. Zweieiig, einen Sohn und eine Tochter. Gehen beide in der Schweiz auf ein deutschsprachiges Internat und haben als familiären Anlaufpunkt meine älteste Schwester. Privatunterricht hier auf der Plantage hat sich nicht bewährt. Und da habe ich mir gedacht, dass die Schweiz für beide sicher besser ist als Daressalam." Ihr Gesicht bekam zum ersten Mal seit Beginn meines Besuchs traurige Züge. "Manchmal vermisse ich die beiden sehr."
"Einen Vorteil haben mir die beiden jedoch für den Rest meines Lebens hinterlassen." Sie lehnte sich zu mir vor und erfasste meine beiden Hände. "Seit ihrer Geburt bin ich anscheinend unfruchtbar. Hat schon erhebliche Vorteile für mein Liebesleben, dass ich nicht mehr schwanger werden kann."
Ich kehrte bereits nachmittags nach Kigoma zurück, so dass Gerhild nicht in Versuchung kam, mit mir sofort die lustige Witwe zu spielen. Aber ...
... ich lernte in den kommenden Monaten, dass sie genau dies tat. Sie nahm sich, was sie wollte und benötigte. Nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Besuchern ihrer Plantage. Aber Sie war eine perfekte Geschäftspartnerin. Ihre Lieferungen, aber auch ihre Rechnungslegungen, liefen mit einer unglaublichen Perfektion.
Das ganze Jahr 1912 war von einer unendlichen Menge an Arbeit und Entscheidungen gekennzeichnet. Oberbauleiter Hübener startete mit einer Bautruppe, die er durch Vermittlung von Muhammad Ali hatte anstellen können, mit den Trassenarbeiten, rodete die zukünftige Fahrspur, beseitigte Felshindernisse und begann, mit unendlicher Handarbeit das Trassenniveau zu nivellieren. Dabei tat ihm das sehr feuchte Frühlingswetter keinen Gefallen, weil es durch Sturzregenfälle immer wieder zu Abrutschungen an aufgeschütteten Trassenteilen kam.
Immerhin gingen meine Bauprojekte unter arabischer Bauleitung planmäßig voran. Am Ende des dann erfreulich trockenen Sommers war als erstes die Villa Henschel einzugsklar. Una hatte sich von meiner persönlichen Dienerin mit viel Zuwendung, Liebreiz, aber auch Fleiß, Einsatzfreude und Wissbegierde zu meiner heimlichen, eheähnlichen Partnerin entwickelt. Ich wollte sie in meinem Haus so viel wie möglich um mich haben, sowohl tagsüber als auch nachts. Offiziell gab es in meinem neuen Haus ein Dienerzimmer direkt neben meinem Schlafzimmer, aber in der Realität lebten wir zwei wie ein Ehepaar zusammen. Ich hatte ihr zudem neben meinem ...