1. Krieg und Liebe: Tanganjikabahn


    Datum: 30.03.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... arbeitete nun von beiden Richtungen aufeinander zu, wobei die endgültige Schotterschicht, in denen die Schwellen ruhten, und der Schienenstahl nur von Osten nach Westen verlegt wurde.
    
    Eine Personalie, die ich nur aus der Deutsch-Ostafrikanischen-Zeitung erfahren hatte, aber für viele Diskussionen in der kleinen deutschen Gemeinschaft am Tanganjikasee führte, war der erzwungene Wechsel im Amt des Gouverneurs. Freiherr von Rechenbach hatte zwar die angeblichen homosexuellen Skandalanschuldigungen der Zeitung im Amt und mit gerichtlicher Hilfe durchgestanden, aber sich in seinen sechs Amtsjahren insbesondere bei der ländlichen Siedlerbevölkerung der Kolonie viele Feinde gemacht. Im Mai 1912 wurde er nach Berlin zurückberufen und durch Dr. Heinrich Schnee ersetzt, einen erfahrenen Diplomaten, der in seiner Laufbahn sowohl Erfahrungen in den deutschen Südsee-Kolonien als auch in Missionen in Europa und in Berlin gesammelt hatte. Deutsch-Ostafrika war die größte Kolonie des Deutschen Reiches und sollte nach Wunsch des Reichskolonialamtes als auch des Gouverneurs die ertragsreichste Kolonie werden. Dazu musste die Infrastruktur von Eisenbahn, See- und Binnenhäfen mit der dazu gehörenden Handelsschifffahrt und die an die neue Infrastruktur besser angebundenen Plantagen massiv und schneller ausgebaut werden. Ein strategisches Ziel, dass sowohl unter den Plantagenbesitzern und Farmern als auch von der technischen Führungsschicht des Landes massiv unterstützt wurde.
    
    Hier in ...
    ... Kigoma war ich schon Kraft meines Amtes der stärkste Vorreiter für die Umsetzung dieser Strategie. Der als dreistöckiges Gebäude mit flacheren Nebengebäuden konzipierte Bahnhof wuchs mittlerweile zügig in die Höhe, jetzt in der sommerlichen Trockenzeit wurden die Holzbalkendecken zwischen Erd- und erstem Obergeschoss eingezogen, während die Außenwände bereits weiter in die Höhe wuchsen. Hunderte von Arbeitern wuselten über die Baustelle und transportierten das Baumaterial mit hergebrachten Hebezeugen und über Leitern in die Höhe. Die täglichen Ziegelanlieferungen aus Faruks Ziegelei kamen überraschend regelmäßig, man musste der arabischen Bauleitung tatsächlich das Kompliment machen, dass sie fast mit deutscher Gründlichkeit und Präzision arbeitete. Allerdings trieben sie dabei ihre indischen wie afrikanischen Arbeiter mit teilweise brutaler Härte an. Bautechnisch richtig problematisch war der Pierbahnhof, der teilweise auf sumpfigem Untergrund stehen musste. Die tropischen Hartholzpfähle mussten in sehr mühseliger Arbeit in den Boden gehämmert werden, insbesondere im zukünftigen Gleisbereich war das eine zeitraubende Arbeit, denn das Gleis durfte später unter der Last der langsam fahrenden beziehungsweise stehenden Lokomotive und voller Güterwaggons nicht einsacken.
    
    Ich persönlich war jeden zweiten Tag auf den Baustellen, nicht um mich in den Fortgang der Bauarbeiten einzumischen, sondern 'um Flagge zu zeigen'. Zudem fielen mir oft genug Kleinigkeiten auf, die genügend Anlass ...
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