1. Krieg und Liebe: Tanganjikabahn


    Datum: 30.03.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... schnell wie möglich zum Festessen ins Bahnhofsrestaurant trieb. Kigoma war endlich mit der Welt verbunden, die Reisezeit von Daressalam, der an der Küste gelegenen Hauptstadt der Kolonie an die zukünftige Handelsmetropole am Tanganjikasee verkürzte sich dramatisch; hatte ich bei meiner ersten Anreise mit Zug und Karawane noch insgesamt 11 Tage benötigt, brauchte man jetzt für die rund 1.250 Kilometer nur noch 56 Stunden.
    
    Zur Eröffnungsfeier der Eisenbahnverbindung waren auch Gräfin Gerhild von Cleve und ihre Schwester Lady Rose Lochbird in die Stadt gekommen und blieben über Nacht in der Villa Henschel als meine Gäste. Aber zum ersten Mal kam es zu keinen erotischen Liebesspielen. Beide Damen waren kränklich und gingen vor dem nassen und matschigen Heimweg am kommenden Tag nur zum Schlafen ins Bett.
    
    Una, die als Afrikanerin nicht zu den Eröffnungsfeierlichkeiten zugelassen war, kuschelte sich abends im Bett an mich und murmelte: "Schön, dass Du mir heute Abend allein gehörst. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht wie das mit beiden Schwestern werden würde. Ich mag die Gräfin, denn sie hat sich immer um mich gesorgt, aber die Lady ist nicht mein Fall. Die ist mir gegenüber kalt und abweisend."
    
    Ich registrierte Unas Reaktion und musste mir eingestehen, dass mir der ausgebliebene Liebesakt mit den Schwestern und Una ebenfalls sehr zupass kam. Ich war im Verlauf des über zweijährigen Zusammenlebens mit Una wieder zu einem treuen Ehemann geworden, auch ohne amtlichen und ...
    ... kirchlichen Segen.
    
    Zwei Wochen später begann das nächste unternehmerische Abenteuer der OAEG. Mit drei Hochseefrachtern kam das im Dezember 1912 bei der Meyer-Werft im Papenburg an der Ems in Auftrag gegebene große Dampfschiff für den Tanganjikasee an. In einer geradezu abenteuerlichen Ingenieurleistung war das Schiff mit Ausnahme der Innenausstattung komplett auf der Werft gebaut worden, aber nicht genietet, sondern vollständig verschraubt. Nach Abnahme durch die OAEG und das Reichskolonialamt auf der Ems und im Dollart wurde das Schiff wieder auseinandergeschraubt, sorgfältig in mehr als fünftausend detailliert beschriebene Kisten verpackt und zusammen mit drei Mitarbeitern der Werft nach Daressalam geschickt. Dort wurde es Kiste für Kiste auf die nagelneue Mittellandbahn verladen und über mehrere Wochen verteilt nach Kigoma transportiert. Mit dem ersten Zug kam Schiffsbaumeister Anton Rüter aus Papenburg nach Kigoma, er hatte die Gesamtleitung des Projektes.
    
    Gemeinsam begingen wir bereits am ersten Tag die Örtlichkeit im Hafen von Kigoma, in dem es eine Kleinschiffswerft gab, die zu Beginn des Jahrzehnts unter anderem auch die beiden kleinen deutschen Schiffe, den Postdampfer 'Hedwig von Wissmann' und das kleine Frachtschiff 'Kingani' aus vorgefertigten deutschen Einzelteilen zusammengenietet und seetüchtig gemacht hatte.
    
    "Das Konzept ist ganz einfach", erklärte mit Anton Rüter, als wir über das Werftgelände gingen. "Wir errichten ein Trockendock, in dem wir die ...
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