1. Krieg und Liebe: Tanganjikabahn


    Datum: 30.03.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... 'Götzen' zusammenmontieren. Parallel wird in den kommenden Monaten auf demselben Weg wie unser Schiff eine Querslipanlage aus Papenburg angeliefert, die wir zwischen dem Trockendock und dem See montieren werden. Und anschließend machen wir einen ganz gewöhnlichen Stapellauf." Keiner von uns beiden ahnte, dass der Gang der großen Welt-Geschichte für uns beide noch massive Herausforderungen bereit halten würde und das dies Schiff, dass nun in den nächsten Wochen in Einzelteilen nach Kigoma kommen würde, zum größten Hilfskreuzer der kaiserlichen Marine auf den afrikanischen Binnenseen avancieren würde.
    
    Im Übrigen war Anton Rüter ein erstklassiger Schiffsbaumeister mit absolutem Organisationstalent und ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Verheiratet und mit vier Töchtern gesegnet, hatten er und seine beiden ledigen Papenburger Mitstreiter, der Nieter Rudolf Tellmann und der Werftarbeiter Hermann Wendt, die mit späteren Zügen zusammen mit Spezialhandwerkern der Eisenbahnwerkstatt der OAEG nachkommen würden, diesen sehr gut bezahlten Abenteuerauftrag angenommen. Wir freundeten uns innerhalb weniger Tage an und arbeiteten vorzüglich zusammen. Nachdem ich vorsichtig seine Haltung zu Afrikanern im Allgemeinen abgeklopft hatte, lud ich ihn zum ersten Mal zum Abendessen in die Villa Henschel ein, bei dem ich nicht die besondere Rolle Unas verstecken wollte. Ich hatte ihn darauf vorbereitet und er bewies erfreuliche Toleranz.
    
    "Wissen Sie, Herr Henschel", sagte er später am Abend, ...
    ... als sich Una diskret zurückgezogen hatte, "Sie sind als Witwer hierhergekommen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es hierzulande praktisch keine verfügbare deutsche Weiblichkeit gibt, es sei denn, Sie halten nach ganz jungem Gemüse Ausschau." Er prostete mir zu. "Ich finde, Ihre Privatsekretärin ist eine charmante und überraschend hoch gebildete Frau." Er lachte leise. "Dass Sie in Ihrem ostpreußischen Tonfall ein ganz hervorragendes Deutsch spricht, empfinde ich als sehr erfrischend. Sie müssen mit Ihr viel geübt haben."
    
    "Was ist ihr Zeitplan bis zum Stapellauf?" Ich war neugierig auf die neue Baustelle, denn die 'Götzen' sollte nach ihrer Indienststellung unter der Verantwortung der OAEG mit Heimathafen Kigoma betrieben werden und gehörte damit in Zukunft zu meinem Verantwortungsbereich.
    
    "Wenn alles gut geht, denke ich, dass wir bis Ende August das Schiff im Wasser haben und dann noch einmal drei Monate für den Innenausbau brauchen. Meine beiden Männer und ich würden gern Weihnachten wieder zu Hause sein."
    
    "Und mit was für einer Belegschaft werden Sie arbeiten?"
    
    Rüter strich sich mit der Hand über seinen mächtigen Schnurrbart. "Direktor Huber stellt mir zwanzig erfahrene Inder aus der Eisenbahnwerkstatt in Daressalam zur Verfügung, die mit dem Zug in zwei Tagen mit Tellmann und Wendt hier ankommen. Dazu brauchen wir um die 250 einheimische Arbeiter; ein Teil kommt ebenfalls von der OAEG, die ja nach Fertigstellung Ihrer Mittellandbahn eine Menge Arbeiter zur ...
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