Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... zu bringen, damit die 'Götzen' als auch die beiden kleinen Post- und Handelsdampfer damit ausgerüstet werden konnten.
Um die Geschäftsinteressen der OAEG gegenüber dem Oberkommandierenden der Schutztruppe, Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck als auch gegenüber dem Marinekommandanten zu dokumentieren, erhielt ich von der Direktion in Daressalam die Anweisung, ab sofort in Uniform meinem Dienst in den Büros der Gesellschaft nachzugehen. Eigentlich war dies eine rein symbolische Aktion, denn die entlang der Seeufers auf drei Standorte aufgeteilte 6. Kompagnie war komplett in den Norden zum Kampf gegen die Belgier verlegt worden. Lediglich sechs Marinesoldaten standen in Kigoma zur Sicherung des Hafens und Beobachtung des Sees zur Verfügung, alle übrigen Marinesoldaten waren entweder auf die beiden kleinen Schiffe verlegt worden oder leisteten Hilfe bei der Fertigstellung der 'Götzen', indem sie bereits die zusätzlichen Fundamente für die demontierten Geschütze der 'Königsberg' vorbereiteten.
Muhammad Ali und sein Bruder Faruk äußerten bei einem gemeinsamen Abendessen Anfang September ihr absolutes Unverständnis über die Kriegsentwicklung zwischen den europäischen Mächten. "Ihr habt doch mit der so genannten Kongo-Akte vor vielen Jahren einen von allen unterschriebenen Vertrag unterzeichnet, der zwischen Euch hier in Afrika für einen dauerhaften Frieden sorgen soll. Seid ihr wirklich so verrückt, nun aufeinander zu schießen und dabei alle Handelsmöglichkeiten zu ...
... ruinieren?" bracht mein alter Freund seine Gedanken auf den Punkt.
Faruk war noch schärfer in seinem Urteil. "Das ist Euer Krieg, wir haben damit nichts zu tun. Wir treiben Handel mit Deutschen, Briten, Belgiern, Portugiesen und sonst wem. Wer bezahlt, ist unser Kunde und unser Freund. Und wer uns dabei hindert, ist unser Feind, egal aus welchem Land in Europa er kommt." Dabei wischte er das Argument, dass das Osmanische Reich als Heimat sehr vieler Araber mit dem Deutschen Reich verbündet sei, einfach beiseite. "Das ist ziemlicher Unsinn, Andreas. Die arabische Nation ist viel größer und wichtiger als der Sultan in Konstantinopel, der ohnehin in seinem Reich nicht so viel zu sagen hat. Schau doch nur nach Ägypten! Da herrschen die Briten, obwohl es immer noch offiziell zum Osmanischen Reich gehört."
Ähnliche Sichtweisen hatten im Grundsatz auch alle Afrikaner und Inder der Kolonie. Dieser Krieg, der jetzt auch das östliche Afrika erfasst hatte, war ein Krieg der Europäer, der sie nichts anging. Una brachte ihre Sichtweise eines Abends sehr klar auf den Punkt. "Schau, Andreas, letztlich ist egal, wer uns von Euch Europäern regiert. Regiert werden wir ja doch. Für uns Afrikaner ist entscheidend, unter wessen Regentschaft wir am sichersten und besten leben können, wenn wir schon nicht unter unserer eigenen Herrschaft leben dürfen." Sie stand auf und holte einen Band ihres Brockhaus-Lexikons an den Tisch. "Ich habe in den letzten Tagen viel über die so genannte 'Französische ...