Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... frühestmöglichen Zeitpunkt in Kigoma seinen Dienstsitz nimmt, dort alle Vorbereitungen für die OAEG mit Bau des Bahnhofs, der Pieranlage am See, des Bahnbetriebswerks und so weiter trifft und den Bau von Kigoma Richtung Osten so weit wie möglich vorantreibt. Zugleich wollen wir Leutnant der Reserve Henschel in die Struktur der 6. Kompagnie eingliedern, denn der in den nächsten Jahren stark aufblühende Hafen von Kigoma benötigt auch Schutztruppenangehörige vor Ort, die die örtliche Polizei bei ihrer Aufgabe unterstützen."
Das war klar und unmissverständlich. Direktor Huber und ich sagten zu, den Wunsch kurzfristig und wohlwollend zu prüfen und anschließend einen Zeitplan und/oder einen Gegenvorschlag zu unterbreiten. Nach etwas mehr als einer halben Stunde war das Gespräch beendet.
"Sind Sie bereit, nach Kigoma zu gehen und diese Doppelaufgabe zu übernehmen?" fragte mich Direktor Huber bereits auf dem Rückweg zur Eisenbahndirektion. "Mir hat der Vorschlag des Gouverneurs gut gefallen. Er löst gleich mehrere Probleme auf einmal und macht sie quasi zum Kleinfürsten am Tanganjikasee."
Über die Einstufung als 'Kleinfürst' musste ich zunächst lachen. Aber mir war auch klar, dass ich als oberster OAEG-Angestellter im Westen der Kolonie, zudem mit Investitionsgeldern für vielfältige Bauvorhaben ausgestattet, ein bedeutender Mann sein würde. "Wenn ich ehrlich bin, Herr Direktor, bin ich in die Kolonien für genau eine derartige Aufgabe gegangen. Ich kenne Kigoma nicht, so ...
... wie ich mit Ausnahme von einem kleinen Teil dieser Stadt noch überhaupt nichts von Deutsch-Ostafrika kenne. Eine Frage habe ich aber bereits. Haben sie irgendwelche Informationen über das Klima in Kigoma?"
Herr Huber lachte nun seinerseits. "Besser zu ertragen als hier, Herr Henschel. Ist alles Hochland im Westen, der See selbst liegt bei rund 800 Höhenmetern, die Berge am Ostufer nördlich von Kigoma gehen bis auf 1800 Meter rauf. Regnet zwar auch sehr regelmäßig, aber es ist nicht ganz so heiß und schwül wie hier an der Küste."
"Viel Tropenwald dort?"
"Ja und nein. Ich bin selbst nie am Tanganjikasee gewesen. Aber nördlich und östlich von Kigoma gibt es insbesondere in den höher gelegenen Regionen viele Tropenwaldflächen. Sehr gutes Holz für unsere Bahnschwellen als auch für diverse Bauwerke, auch wenn wir wegen des Regens und der Feuchtigkeit Steinbauten bevorzugen."
"Spannend." Ich holte tief Luft. "Wie viele Deutsche gibt es in Kigoma?"
Direktor Huber zuckte mit den Schultern. "In der ganzen Region vielleicht ein paar Dutzend, im allgemeinen Plantagenbesitzer. Bekannt sind der Graf und die Gräfin von Cleve, von denen man hier im Deutschen Club allerlei spannende Geschichten hört."
"So?"
"Ach, ich bin kein Mann für Klatschgeschichten, Herr Henschel. Für uns ist die wohl sehr große Plantage besonders als Holzlieferant wichtig. Sowohl zum Bau als auch hinterher als Brennstoff für unsere Lokomotiven. Kohle gibt es hier nicht, da müssen wir uns schon mit ...