Krieg und Liebe: Tanganjikabahn
Datum: 30.03.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... einheimischem Brennstoff versorgen. Aber das haben sie ja schon im Bahnbetriebswerk hier gesehen."
"Ja. Wenn man aus Deutschland kommt, erst einmal ungewöhnlich. Aber hat halt den Riesenvorteil, dass man sehr viel weniger Asche auf dem Rost liegen hat."
"Und sie verschlackt nicht. Das macht das Leben für die Heizer auf der langen Fahrt einfacher."
Eine Woche später berichtete Direktor Huber dem Gouverneur und dem Oberstleutnant, dass ich zum April des kommenden Jahres die Aufbau- und Betriebsleitung in Kigoma übernehmen würde. Bis dahin würde die Direktion alle Bauplanungen für Bahnhof, Betriebsgebäude und Gleisanlagen fertiggestellt haben und mir zur Ausführung mitgeben. Beide Herren begrüßten die Entscheidung, Oberstleutnant von Schleinitz kündigte zudem an, sich rechtzeitig vor meiner Abreise mit mir zusammenzusetzen. "Ich werde versuchen, Sie bis dahin zum Premierleutnant befördern zu können", kündigte er noch an. "Ich denke, das wird klappen, insbesondere wenn wir Sie nicht bezahlen müssen, weil das die OAEG übernimmt."
Am dritten Adventswochenende gab es im Deutschen Club ein großes Vorweihnachtsfest mit Tanz und anderen Vergnügungen. Für mich als jungem Witwer die erste Gelegenheit, mir die heiratsfähige Weiblichkeit der Koloniehauptstadt und ihrer Umgebung einmal näher und unverbindlich anzuschauen. Natürlich war für mich eine Adventsfeier bei 30°C und schwül-feuchtem Wetter ziemlich gewöhnungsbedürftig, da zu diesem Zeitpunkt in Bromberg, Berlin und ...
... Königsberg häufig schon der erste bleibende Schnee gefallen war und es ständig kälter wurde. Aber ich hatte mich für den Kolonialdienst entschieden, das gehörte somit dazu.
Während des Adventsballs amüsierte ich mich tatsächlich ausgezeichnet. Ich lernte eine Menge neuer Familien insbesondere aus dem Umland der Hauptstadt kennen, die die Gelegenheit nutzten, ihre heiratsfähigen Töchter zu präsentieren und Ausschau nach passenden Bräutigamen zu halten. Ich wurde als jetzt 31jähriger Witwer ein wenig als Exot angesehen, insbesondere weil in der deutschen Gemeinde mittlerweile bekannt war, dass ich in Kürze Richtung Westen an den See umziehen würde. Aber ich konnte nicht umhin, das inspizierende Interesse insbesondere von einigen Müttern zu registrieren, wenn diese den Eindruck hatten, dass ihre Töchter auch ein gewisses Interesse zeigten. Ich selbst hatte aber die klare Erkenntnis, dass für irgendwelche erneuten Ehegedanken nur junge Frauen im Alter zwischen 17 und 19 in Frage kamen. Unverheiratete 20jährige oder gar noch älter waren nicht anwesend oder es gab sie hier in der Kolonie nicht, weil sie bis dahin schon verheiratet (worden) waren.
Nachdem ich das Weihnachtsfest auf Einladung der Familie Huber verbracht hatte, gab es zum Silvesterabend erneut einen Ball im Deutschen Club. Leider bekräftigte sich mein erster Eindruck.
"Ist ja wirklich nur sehr junges Gemüse am Markt", philosophierte ich nach Mitternacht mit Sekondeleutnant von Haren, dem Adjutanten des ...