1. Merlins Kinder 07 Drachenjagd 2


    Datum: 06.08.2024, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... und nichts zu tun hatte. Genau das war der Grund, warum ich mich nicht weiter nach oben hatte bringen lassen. Auf der anderen Seite des Bergs gab es eine Straße, auf der sogar ein Linienbus fuhr.
    
    Doch ich wollte diese Zeit für mich haben und darüber nachdenken, was mich quälte. Immer noch hatte ich Albträume, in denen ich ausgestreckt in der Hölle hing und schwarze Hexen ihre Fangzähne in mein Fleisch schlugen oder mir mit langen Krallen das Herz aus der Brust rissen. Immer und immer wieder.
    
    Gott! Ich hatte das Ganze doch eigentlich unbeschadet überlebt. Und verglichen mit dem, was meine Vormütter hatten erdulden müssen -- gepfählt, verbrannt, ersäuft, gerädert und wer weiß wie viele andere Todesarten -- ging es mir doch gut. Dennoch -- Irgendetwas nagte an mir. War es, dass ich mich so naiv hatte überwältigen lassen? Von einer Hexe mit weniger Macht und Erfahrung als ich. Oder dass ich keinen Weg gefunden hatte, mich gegen Mercy Good zu wehren. Nicht das kleinste Bisschen hatte ich gegen sie unternehmen können.
    
    * * *
    
    Wie vom Reiseführer versprochen, dauerte der Weg nach oben etwa drei Stunden. Inzwischen waren eine ganze Menge Menschen mit mir unterwegs. Einheimische und Touristen.
    
    Der Weg stieg immer stärker an, links ging es jetzt steil nach oben; rechts genauso steil nach unten und nur eine dicke Kette verhinderte, dass die Menschen beim Ausweichen in die Tiefe stürzten.
    
    Stufen aus grob behauenen Steinen führten zwischen zwei weißen Löwenstatuen ...
    ... hindurch. Direkt dahinter stand das Torii. Zwei Pfosten aus ausgeblichenem Holz und zwei Querbalken darüber markierten den Eingang zum heiligen Bezirk. Ich wusste, dass man auf keinen Fall in der Mitte durch dieses Tor gehen durfte; der Teil war für Götter reserviert. Der Weg und das Tor waren so schmal, dass es sowieso nur Platz für zwei Personen gleichzeitig gab. Der Weg führte jetzt an einstöckigen Häusern aus genauso grob behauenen Steinen entlang. Hotel, Restaurant, Läden -- Nur ein weiteres Paar Löwen sagte mir, dass der nächste Eingang nicht zu einem weiteren kleinen Laden führte. Dahinter stand eine lange Verkaufstheke.
    
    Ich hatte schon seit einiger Zeit die gleiche Ausstrahlung bemerkt, die mich auch auf Pedro aufmerksam gemacht hatte. Hier gab es Drachen. Nun ja. Deswegen war ich schließlich hier. Ich machte einen Schritt in den Schrein hinein -- scheinbar gab es hier keine Pflicht, die Schuhe auszuziehen -- und wandte mich nach rechts.
    
    Ein paar Meter vor mir stand eine Tür offen und dort stand auch eine junge Frau in der traditionellen Kleidung einermikooder Dienerin des Schreins, dem scharlachroten Hosenrock und einem kurzen, weißen Kimono. Sie war zierlich, ihre Haare zu einem Dutt zusammengesteckt und sah im ersten Moment aus, als könnte eine leichte Brise sie umwerfen. Sie winkte mir näherzukommen.
    
    Einen Meter vor ihr blieb ich stehen und verbeugte mich tiefer als normal. Das war keine junge Frau, sondern ein jahrtausendealter Drache. "Ohayou gozaimasu, ...
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