1. Ein Leben in Bedrangnis 03


    Datum: 17.10.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub

    ... ebensolchem dichtem Schnurrbart erwartete. Von dort aus sind wir dann nach Stuttgart gefahren, haben die Wilhelma besucht und uns von dem ziemlich üppigen Salär einige schöne Tage gemacht. Von Nadine war die ganze Zeit über nichts zu hören oder zu sehen.
    
    Etwa drei Wochen später klingelte es gegen 6.30 Uhr an meiner Haustür. Binh hatte bei mir übernachtet und machte die Türe auf. Vom Schlafzimmer aus hörte ich schon „Guten Tag, Kriminalpolizei".
    
    Ich sprang aus dem Bett. Die beiden Herren wiesen sich aus, zeigten einen Durchsuchungsbeschluss vor und begannen dann die Wohnung auf den Kopf zu stellen. Inzwischen wusste ich, worum es geht. Der Lastwagen war voll beladen mit Diebesgut. Man habe mich als Fahrer anhand des Fahrtenbuchs identifizieren können und suche nun die Hintermänner.
    
    Wahrheitsgemäß erzählte ich den Beamten, wie ich zu der Fuhre gekommen sei. Sie meinten nur, es wäre besser, wenn ich einen Zeugen für meine Behauptungen finden könnte. Als ich spontan Nadines Namen nannte, winkten sie nur abfällig ab. Sie sei bekannt. Mit der Angelegenheit habe sie nachweislich nichts zu tun. Ihre Befragung sei abgeschlossen. Ich müsste schon nachweisen, dass ich definitiv vom Inhalt der Ladung keine Ahnung gehabt habe.
    
    Ich stand vor großen Schwierigkeiten. Und offensichtlich hatte Nadine wieder ihre Finger im Spiel. Ich kam nicht umhin, auf sie zuzugehen und sie zu bitten, zu meinen Gunsten bei der Polizei auszusagen.
    
    Mir stand also ein wahrer Canossa-Gang bevor. ...
    ... Binh war entsetzt über die Entwicklung der Ereignisse. Sie habe schon damals ein sehr unangenehmes Gefühl gehabt, sagte sie mir ohne vorwurfsvollen Unterton. Und aufmunternd fügte sie hinzu: „Das schaffen wir schon."
    
    Nadine genoss sichtlich ihren Triumph, als wir wenige Tage später bei ihr im Wohnzimmer saßen. Unser Dilemma schien sie regelrecht zu amüsieren. Sie hatte uns in der Hand; das wusste sie und das ließ sie uns beide spüren. Aus ihr quoll nur Verachtung, vor allem für Binh, aber auch ich blieb nicht ungeschoren. Damit hatte ich gerechnet. Aber Nadine zeigte sich noch unerbittlicher, als ich es mir im Schlimmsten ausgemalt hatte. „Du gehörst jetzt wieder mir", sagte sie und bohrte dabei ihren Zeigefinger in meine Brust. „Du hast mir zu folgen, wenn ich es will. Was du sonst machst, ist mir egal. Meinetwegen lebe mit deiner kleinen Schlampe zusammen. Aber sobald du die Schwelle meiner Wohnung überschritten hast, habe nur ich etwas zu sagen."
    
    Binh fing bei dieser Ansprache gleich zu heulen an. Als ich sie tröstend in den Arm nehmen wollte, herrschte mich Nadine an: „Nimm die Finger von der da! Sie ist nichts wert!" Die ganze Atmosphäre in dem Raum war von Eiseskälte und Bosheit erfüllt. Aber wir mussten uns wohl oder übel fügen. Schließlich ging es um meine Zukunft.
    
    Und so musste ich auch ansehen, was diese Frau mit meiner geliebten Binh ekelhaftes anstellte. Nadine hatte sich seelenruhig, noch während wir angespannt auf dem Sofa saßen, entkleidet. Sie hatte ...
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