1. Die Schlaglochpiste am Schwesternheim


    Datum: 08.01.2019, Kategorien: Medien, Autor: Luftikus

    ... ihr Recht ein, die ungenehmigte Baumaßnahme endlich unterbinden zu dürfen. Der Bürgermeister dachte nicht daran, viel mehr schwebte ihm vor, die Vorarbeiten zu akzeptieren, und die restliche Sanierung unter städtischer Regie so schnell wie möglich zu realisieren. Die Zufahrtsstraße wäre dann rechtzeitig zum Wahlkampfbeginn fertig.
    
    „Die Fachentscheidungen werden in der Verwaltung von studierten Experten unter der Aufsicht der Landesbehörde getroffen, als kommunalpolitischer Repräsentant steht es Ihnen nicht zu, sich einzumischen.“ fauchte die Baustadträtin den Bürgermeister aggressiv an. Der blieb gelassen, und bat, das Gespräch an einer ungestörten Stelle, abseits des Trubels unter vier Augen fortzuführen.
    
    Die beiden zogen sich in den hinteren Teil des Parkplatzes vor dem Schwesternhein zurück, blieben stehen, und fixierten sich kurze Zeit schweigend als Duellanten, die das Zucken im Auge des Gegners erspähen suchten. Die Baustadträtin verlor die Geduld, holte Luft, ihr Gegenüber mit vielen hochamtlichen Fachbegriffen in die Defensive zu drängen. Dann stockte sie. Die gelassene Haltung des Bürgermeisters weckte in ihr den Verdacht, dass der Ortspolitiker einen Trumpf im Ärmel versteckte. Als der Bürgermeister ihr Zögern registrierte, eröffnete er mit einer ironisch dozierenden Diktion das Gespräch.
    
    „Nun, Frau Wolmoerts-Grünheide, die heutigen Informationstechnologien bieten ungeahnte Möglichkeiten.“ Die Baustadträtin schaute verwundert. „Nehmen wir zum Beispiel ...
    ... das Internet,“ der Bürgermeister grinste verschmitzt. „Wussten Sie eigentlich, dass das Bruno Bauer Gymnasium seine Abiturienten der letzten fünf Jahrzehnte auf seiner Webseite veröffentlicht hat?“ Die Baustadträtin ahnte Böses, gab sich aber kontrolliert.
    
    „Laut Ihres Lebenslaufes haben Sie dort 1983 ihr Abitur bestanden. Aber auf der Webseite des Gymnasiums habe ich ihren Namen nicht gefunden.“ Die Baustadträtin machte ein selbstbewusst säuerliches Gesicht. „Dann wird wohl einem der Designer der Website ein Fehler unterlaufen sein.“
    
    Das Grinsen des Bürgermeisters wurde breiter. „ Ich habe mir die Mühe gemacht, Ihre Personalunterlagen einer genaueren Prüfung zu unterziehen, besonders die Urkunden Ihrer Universitätsabschlüsse.“
    
    Irka Wolmoerts-Grünheides Gesicht versteinerte. „Meine verehrte Expertin, Sie haben weder Abitur, noch haben Sie studiert. Ihre Urkunden sind gut gemachte, aber keinesfalls perfekte Fälschungen.“ Die Entlarvte reagierte trotzig. „Ich denke, dass Sie mit Ihren Kenntnissen nicht an die Öffentlichkeit gehen werden. Der Skandal würde ihre Wiederwahl gefährden.“
    
    Politik ist ein schmutziges Gericht, dass kalt serviert wird. Der Bürgermeister griff in seine Aktentasche, der er einen grünen Ösenhefter entnahm. „Im Mai 2013 wurde der Straßenbelag am Ulmenweg grundsaniert, obwohl dieser nicht in der Prioritätenliste für den dringenden Erneuerungsbedarf enthalten war.“ Mit einem listigen Augenzwinkern zückte er ein Papier aus dem Ösenhefter.
    
    „Um die ...
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