1. Die Schlaglochpiste am Schwesternheim


    Datum: 08.01.2019, Kategorien: Medien, Autor: Luftikus

    ... sich seine Spitzhacke. „Kommt Kumpels, jetzt zeigen wir den Schwesternchen mal was ne' Harke ist.“ Die Bauarbeiter stoben auseinander, verteilten sich, jeder suchte ein freies Plätzchen, an dem er seinen Anteil zum Gesamtkunstwerk beitragen konnte. Die Krankenschwestern bewunderten ein Gewusel bunter Warnwesten. Es wurde gehackt und geschaufelt. Schubkarren voll mit Abraum huschten an ihnen vorbei. Wohin sie auch schauten, es fand sich keine Stelle ihrer Zufahrtsstraße, an der nicht gearbeitet wurde.
    
    Auf einer Pyramidenbaustelle im alten Ägypten mochte die Atmosphäre nicht anders gewesen sein.
    
    Die Asphaltbrocken lösten sich in Windeseile, flogen in geschwind heran rollende Schubkarren, verschwanden sogleich in die Bauschuttcontainer der städtischen Entsorgungsbetriebe, die vom umtriebigen Bürgermeister hastig organisiert, bereit standen. Rolling Felltia schaute erregt auf ihre Uhr. Gleich würde es soweit sein, die Streetquix X 3000 des Bauunternehmers Dampfbracke brauchte 25 Minuten bis zum Eintreffen.
    
    Sie stand berichtend im schotterigen Untergrund der abgetragenen Fahrbahn und wartete auf den Moment, an dem sich die Krankenschwestern entscheiden mussten, ob sie ein drittes Opfer unter sich auswählten, oder ob sie, kurz vor dem Ziel aus Schamgefühl verzichteten, und sich mit schmierigen Lehm unter den Autoreifen zufrieden gaben. Wahrscheinlich würde sich diese dämlich naive Stationsschwester von ihren bettelnden Lernschwestern breitschlagen lassen.
    
    Mit ...
    ... diebischer Freude malte sich die hinterhältige Nachwuchsjournalistin den ironischen Unterton aus, mit dem sie die selbsterniedrigende Zurschaustellung dieser dusseligen Querulantin zu kommentieren gedachte. Ihrer weiteren Karriere konnte es nur beförderlich sein. Wieder sah sie Unruhig auf die Uhr.
    
    Jetzt musste es sein. Der Zeitpunkt der Belohnung ihrer souveränen Winkelzüge näherte sich rasant, dann spürte sie es endlich in der ihrer Hosentasche.
    
    Ihr Smartphone vibrierte hoffnungsvoll. Ja, das war seine Zeit, in der er gewöhnlich anrief. Aufgeregt zog Rolling Fellatia ihr flaches Luxusgerät hervor. Mit blitzenden Pupillen erfasste sie ihr Erfolgsicon, das den Anrufer anzeigte, eine stilisierte Tabelle eines hochschießenden Aktienkurses, darunter blendete sich im geschnörkelten Schriftstil die heiß erwartete Nummer ihres Sugardaddys, des CEO der Mediengesellschaft ein.
    
    Hastig strich sie mit dem Zeigefinger über den grünen Kreis mit dem Hörersymbol. Den leisen Klick wartete sie kaum ab, um endlich ihr hell süßliches „Hallo Schnuckiputz.“ in den schmalen Sprechschlitz zu rufen. Jetzt sollten alle ihre Bemühungen vom Erfolg gekrönt werden. Schließlich hatte sie dem Sender im Alleingang exklusiv die Sensationsstory über die durchgeknallte nackte Politikerin verschafft.
    
    Ihr Sugardaddy würde sie bestimmt mit einen Moderatorenposten im Studio belohnen. Vielleicht bekäme sie auch eine eigene Sendung. Mit steigenden Bekanntheitsgrad käme der Zeitpunkt, sich nach etwas Besseren ...
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