1. Die Schlaglochpiste am Schwesternheim


    Datum: 08.01.2019, Kategorien: Medien, Autor: Luftikus

    ... jetzt auch zu. Judith stand übertölpelt und trotzig da. Claudia herrschte sie an. „Wir haben abgestimmt, und Du machst auch mit!“ Widerwillig griff Judith in den Karton, hoffte dabei, etwas weniger anzügliches zu ergattern.
    
    Wieder dröhnte der schräge Gesang der Bauarbeiter von draußen in den Frühstückraum. Die Krankenschwestern spürten, dass sie etwas tun mussten, damit die Situation nicht eskaliert.
    
    Sie zogen sich verführerisch an, kochten Kaffee wie die Weltmeisterinnen, kramten sämtliche Tassen hervor, deren sie habhaft werden konnten. Tabletts gab es genug in der Krankenhausküche. Die Frauen kratzten ihr ganzes Kleingeld zusammen, die Getränkeautomaten zu plündern. Dann servierten sie Kaffee für tausende Bauarbeiter.
    
    „Die Öffentlich Rechtlichen trauen sich da nicht dran. Das ist unsere große Chance!“ Euphorisch brüllte der CEO der gewinnorientierten Mediengesellschaft durch das Telefon. „Seit diesem genialen Vorbericht hat sich unser heutiger Marktanteil verdoppelt. Unsere Werbekunden machen mir die Hölle heiß.“ Der Chefredakteur wischte sich die Stirn. Ausgerechnet an diesem Morgen, bei diesem diensthabenden Redakteur musste es passieren. Er war nicht nicht da gewesen, hatte dieses Schmierstück nicht verhindern können.
    
    Jetzt sollte das ganze noch zum Tagesthema mit Liveübertragung hochgejazzt werden. Der Gedanke daran bereitete ihm Unbehagen. Niveaulos, unter aller Sau. Noch weniger passte es ihm, dass diese Rolling Fellatia ihren großen Auftritt bekam. ...
    ... Sollte der Journalismus der Zukunft von solchen durchtriebenen Persönlichkeiten dominiert werden? „Denken sie an die Zahlen, und unsere Shareholder!“ Der Chefredakteur dachte ans Kündigen, nochmal neu anzufangen. Dazu war er zu alt, steckte zu viel eigenes Geld in diesem Sender.
    
    „Die Dokus über die Dinosaurier und die US Präsidenten mit den Ufo's schmeißen wir raus. Bürgerinnen nehmen gegen den kommunalen Schlendrian selbst das Heft des Handelns in die eigenen Hände. So was gefällt auch unseren Kunden aus der Wirtschaft.“ Widerwillig setzte sich der Chefredakteur vor die Kamera, seinen Tagesdienst als Moderator zu beginnen. Er ließ sich das Gesicht abpudern und sah auf dem Monitor die aktuelle Liveschalte des Senders. Da stand Rolling Fellatita mit dem Mikrofon in der Hand, stolz wie Oskar, schick in ihrem Kostümchen.
    
    In ihre Anmoderation brach das laute Gejohle der Bauarbeiter. Die ersten Krankenschwestern kamen mit Tabletts voll von Kaffeebechern aus dem Schwesternheim. Rolling Fellacita erging sich nun in einem, sich sehr sachlich gebenden Report, detailliert genüsslich in der Beschreibung der sexy Aufmachung der Krankenschwestern. Dann erblickte sie im Augenwinkel Stationsschwester Claudia, die entschlossen ihren Weg durch die dichte Menge in Richtung der Reporterin bahnte.
    
    Weitermoderieren. Profis behalten die Nerven. „So müssen wir bei allem Verständnis für die Situation der Krankenschwestern dennoch fragen, ob eine solche Zurschaustellung weiblicher Attribute noch ...
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