1. Der Bademeister 9v9


    Datum: 27.01.2019, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv

    ... gewesen.
    
    Inzwischen war Roland aufgestanden, hatte ihren Büstenhalter in den Händen und wollte Sabine hineinhelfen. So geschickt er in vielen Dingen auch war, jetzt stellte er sich so dusselig an, daß Sabine nach einigen Versuchen lachend abwinkte und die Sache lieber selber in die Hand nahm. Dann drehte sie sich um, schlang ihre Arme um den liebenswerten großen Kerl und hielt ihn ganz fest. "Ich würde jetzt gerne in mein Zimmer gehen", sagte sie und schaute an ihm hoch.
    
    "Natürlich!"
    
    "Und du bist mir nicht böse ...?"
    
    "Warum sollte ich dir böse sein?", antwortete Roland. "Ich mochte dich vom ersten Tag an, und bei jeder Anderen wäre es mir egal gewesen, ob da zu Hause jemand wartet. Bei dir war das anders. Aber ich dachte, ich sollte dir noch etwas mit auf den Weg geben. Etwas, das für jeden, der es sieht, so offensichtlich ist! Nur für dich selbst eben nicht." Und mit einem richtigen Lausbubengesicht fügte er hinzu: "Außerdem wollte ich wissen, ob ich es noch 'drauf habe ... ."
    
    "Oh, du Schuft!", schmollte Sabine und boxte ihm lächelnd in die Seite.
    
    *
    
    An nächsten Morgen ging es ausgelassen zur Sache. Die Anspannung der letzten Woche war verflogen und die Teilnehmer des Seminars pflegten bei einem üppigen Frühstücksbüfett einen regen Austausch von Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Als sich dann Roland mit an den Tisch setzte, an dem Sabine mit einigen Anderen saß, machte er den professionellen Eindruck, den alle in der letzen Woche von ihm gewonnen ...
    ... hatte. Und als er seine Karte an das kleine Grüppchen verteilte, da meinte er in die Runde, aber Sabine wie beiläufig dabei anschauend: "Wenn mal Probleme auftauchen, scheut euch nicht mich anzusprechen!" Und nur Sabine wußte in diesem Moment um die Doppeldeutigkeit seiner Worte.
    
    Das Auschecken ging problemlos über die Bühne. Als der Taxifahrer ihren Koffer und die Tasche in den Kofferraum stellte, sah Sabine Roland am Eingang der Hotelhalle stehen. Stumm hob er die Hand zum Abschied und Sabine winkte ihm kurz zu. Dann stieg sie in den Wagen, der sie zum Bahnhof bringen sollte.
    
    *
    
    Die Felder rasten in schneller Folge an Sabines Blick vorbei. Sie hatte das Glück, ein Abteil für sich alleine zu haben. Ihre Schuhe hatte sie abgestreift und die Füße auf den Sitz gegenüber gelegt. Als sie ihre Zehen betrachtete, sah sie, daß ein Stück Naht ihrer Nylons aufgegangen war.
    
    Sie dachte an Roland und an den vorangegangenen Abend. Nie hätte sie das Geschehene für möglich gehalten und selbst jetzt noch kroch bei dem Gedanken daran die Erregung in ihren Schoß. Und dann dachte sie an Felix, den Mann, der ihr soviel bedeutete. Oft hatte sie sich in den letzten Tagen gefragt, ob es eine Zukunft für sie geben könnte. Immerhin war er 27 Jahre älter als sie selbst. Aber war das Alter wirklich so wichtig? Warum dachte sie gerade jetzt darüber nach, wenn doch der Altersunterschied nie präsent war, wenn sie mit Felix zusammen war?
    
    Dann fiel ihr der letzte Abend ein, den sie miteinander ...
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