1. Die Vertreibung aus dem Paradies 01


    Datum: 25.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byRomeoReloaded

    ... wirklich hier?"
    
    Sie sahen sich in die Augen. Er sah eine Klarheit und Ruhe, die überhaupt nicht in diese stinkende Umgebung passte, auch nicht zu ihrem obercoolen Gerede. Und er war sicher, dass sie auch etwas in ihm sah. Wie zwei Edelsteine in einem Bachbett voller Kiesel, die sich erkennen, wenn die Strömung sie zufällig zueinander spült. Er beschloss, sie auf seine Seite zu ziehen.
    
    „Okay, du hast mich ertappt. Ich bin hier, um mir euren Schuppen mit eigenen Augen anzusehen. Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen, dass euch bald das Dach auf den Kopf fällt."
    
    Sie zuckte die Schultern. „Das Scheunentor ist ein verdammtes Drecksloch. Aber was geht dich das an? Du wohnst doch bestimmt in nem schmucken Reihenhaus mit Geranien am Balkon."
    
    „Ich bin Statiker, ich arbeite für das Stadtplanungsamt."
    
    „Du willst uns hier rausschmeißen?" Sie blickte sich um, als suche sie Verstärkung, um ihn sofort vor die Tür zu setzen.
    
    „Ich will bloß verstehen, was man tun kann, damit es kein Unglück gibt. Sei nicht gleich so angepisst."
    
    „Sorry, aber es gibt einfach zu viele wohlanständige Bürger in dieser Stadt, die uns loswerden wollen. Wir reagieren da ein wenig allergisch."
    
    „Und wenn euch wirklich das Dach auf den Kopf fällt?"
    
    „Was geht's dich an?"
    
    „Ne Menge. Indirekt halt. Einerseits Berufsehre: Wenn ich in der Zeitung lese, dass du beim Einsturz ums Leben gekommenen bist, will ich wenigstens wissen, dass ich mein Möglichstes getan habe."
    
    „Ich heul gleich vor ...
    ... Rührung."
    
    „Anderseits versaut mir sowas dann auch das Geschäft. Es wird ne Riesenaufregung geben, warum die Stadt nicht durchgegriffen hat. Das letzte besetzte Haus hätte man ja wohl auch noch räumen können. Danach wird dann alles Mögliche noch mal geprüft werden, zur Sicherheit. Wenn das Kind reingefallen ist, schüttet man den Brunnen bekanntlich zu – und das wäre ne Scheißarbeit. Auf den Ärger verzichte ich dankend."
    
    „Hm." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Adam konnte seinen Blick nicht abwenden, so heiß sah sie aus: Die Hose hing schnack an ihren Hüften, das enge T-Shirt klebte an ihr. Und zwar an einem Oberkörper, der superflach und schmal war bis unter den Busen. Der wiederum zwar nicht wirklich groß, aber richtig knackig voll war. Eine affenscharfe Wölbung, an die nach unten ein flaches Brett anschloss. Auf dem jetzt die verschränkten Arme hingen.
    
    „Wäre schon gut, wenn hier mal was passieren würde", gab sie zu, „das will bloß nie einer hören. Ausbesserungen kosten Geld, da ham gleich alle Angst, sie müssten das zahlen. Dann kommt der übliche Reflex: Das ist nur'n Scheißtrick von nem Scheißinvestor, der uns hier rauskaufen will. Da fallen wir nicht drauf rein. Immer das gleiche bekackte Gerede."
    
    Sie guckte genervt. Adam wusste, dass er sie richtig eingeschätzt hatte. Mit ihr zusammen könnte er vorankommen. „Siehst du die Säule da vorn?", fragte er, „mitten im Raum? Sieh dir mal die Decke drumrum an. Voller Risse."
    
    „Ist halt `n Altbau. Da sind immer Risse ...
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